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87. Das Ringlein.
Erste Lesart.


Mäßig bewegt. Mel. mündlich, aus Regensburg.
Noten
Noten


Zweite Lesart.


Leicht bewegt. Mel. mündlich, aus der Gegend von Darmstadt.
Noten
Noten


1.
Bald gras ich am Neckar,

bald gras ich am Rhein,
bald hab ich ein Schätzle,
bald hab ich auch kein (keins).

2.
Was batt mich mein Grasen,

wann dSichel nit schneidt;
was batt mich mein Schätzle,
wenns bei mir nit bleibt.

3.
Und soll ich dann grasen

am Neckar, am Rhein,
so werf ich mein schönes
Goldringlein hinein.

4.
Es fließet im Neckar,

es fließet im Rhein,
soll schwimmen hinunter
ins tiefe Meer nein.

5.
Und schwimmt es das Ringlein,

so frißt es ein Fisch;
das Fischlein soll kommen
aufs König sein Tisch.

6.
Der König thät fragen,

wems Ringlein soll sein;
da thät mein Schatz sagen:
„Das Ringlein ghört mein.“

7.
Mein Schätzle thät springen

bergauf und bergein,
thät mir wiedrum bringen
sGoldringlein so fein.

8.
„Kannst grasen am Neckar,

kannst grasen am Rhein,
wirf du mir nur immer
dein Ringlein hinein!“

(Vgl. „Des Knaben Wunderhorn. II. B. Heidelberg, 1808.“ S. 15. [In neuster Aufl. II, 18.])

1. Bald gras ich am Acker (Ufer), bald gras ich am Rain, bald hab ich ein Schätzle, bald bin ich allein. – 2. batten, frommen, fruchten.

Empfohlene Zitierweise:
Ludwig Erk (Herausgeber): Deutscher Liederhort. Verlag von Th. Chr. Fr. Enslin, Berlin 1856, Seite 232. Digitale Volltext-Ausgabe bei Wikisource, URL: https://de.wikisource.org/w/index.php?title=Seite:Deutscher_Liederhort_(Erk)_232.jpg&oldid=- (Version vom 27.10.2019)