Ludwig Erk (Herausgeber): Deutscher Liederhort | |
|
Mäßig langsam. | Vielfach mündlich, aus dem Hessen-Darmstädtischen (Odenwald), Meiningischen, aus Westfalen, Franken etc. |
da steht ein hohes Haus,
da schauen wol alle Frühmorgen
drei schöne Jungfrauen heraus.
die andere Anne-Marei;
die dritte die darf ich nicht nennen,
weil sie es mein eigen soll sein.
da stehen zwei Bäumelein;
das eine das träget Muscaten,
das andre Feinsnägelein.
Feinsnäglein die riechen so wol;
die will ich meim Schätzchen verehren,
daß s meiner gedenken soll.)
da treibet das Wasser ein Rad,
das mahlet nichts anders als Liebe
von Morgen bis Abend spat.
die Liebe hat noch kein End –
und wenn zwei Herzliebchen sich scheiden,
so reichens einander die Händ.
wer hat doch das Scheiden erdacht?
das hat ja mein jung frisch Herze
aus Freud in Trauren gebracht.
1, 2. Da steht ein goldenes (einsam) Haus. 1, 3. Da gucken all Morgen und Abend – von Morgen bis Abend. – 2, 1. die andre Susannelein (Elselein). 2, 3. die dritte die thu (will) ich nicht nennen, die soll mein eigen sein. – 3 u. 4. Beides Lieblingsstrophen, welche sich in vielen ältern und neuern Liedern vorfinden; z.B. in dem Liede: „Von deinetwegen bin ich hie.“ – (Nr. 46 in den „Bergkreyen.“ Um 1533. – Vgl. Uhland. I, 74.) Str. 6:
da stehn zwei Bäumelein;
das ein das trägt Muscaten,
das ander Nägelein.
die Nägelein die sind räß,
die gib ich meinem Buhlen,
daß er mein nicht vergeß.
Ludwig Erk (Herausgeber): Deutscher Liederhort. Verlag von Th. Chr. Fr. Enslin, Berlin 1856, Seite 283. Digitale Volltext-Ausgabe bei Wikisource, URL: https://de.wikisource.org/w/index.php?title=Seite:Deutscher_Liederhort_(Erk)_283.jpg&oldid=- (Version vom 27.10.2019)