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auch mitunter küssen. Manches Mädchen wird um hohe Preise versteigert; die meisten aber kann man – recht billig haben, weil der Schönen wenige sind und Jeder die Schönste haben will. Auf alte Liebschaften, und wären es selbst Verlobungen, wird keine Rücksicht genommen, und wenn ein Liebender seinen Schatz nicht ersteigern konnte, so muß er auf manche Freuden verzichten, wenn er nicht für gewisse Uebertretungsfälle eine bestimmte Strafsumme an die Mailinenkasse entrichten will. (Vgl. Hoffmann v. F., Horae belgicae. II, 180.)


140. Im Maien.


Munter. Mündlich, aus der Umgegend von Bonn,
(Kessenich, Poppelsdorf etc.
Noten
Noten


1.
Zu Maien, zu Maien die Vögelchen singen, :|:

die Lauberen an Grünheide springen. :|:

2.
Sie tanzen, sie springen vor Herzliebchens Thür,

da geht ein Abendtänzchen herfür.

3.
Ein Abendtänzchen, es währet nicht lang

mit einer Schalmeien aus Engeland.

4.
Wir hoffen, sie werden schon wiederum kommen,

der Mai bringt uns den lustigen Sommer;

5.
Den lustigen Sommer, den gelben Klee –

Herzliebchen, das Scheiden und das thut weh!

6.
Herzliebchen, das Scheiden thut nimmer kein gut:

wir Zwei wir tragen ein falschen Muth.

7.
Ein falschen Muth, ein stolzen Sinn,

den tragen die Jungen allzeit im Sinn.

8.
Die Keßnicher Jungen han hohe Hut,

darunter tragn sie den falschen Muth.

9.
Die Keßnicher Mädchen sind hübsch und fein,

sie lassen ja keinen zum Fenster herein.

Empfohlene Zitierweise:
Ludwig Erk (Herausgeber): Deutscher Liederhort. Verlag von Th. Chr. Fr. Enslin, Berlin 1856, Seite 309. Digitale Volltext-Ausgabe bei Wikisource, URL: https://de.wikisource.org/w/index.php?title=Seite:Deutscher_Liederhort_(Erk)_309.jpg&oldid=- (Version vom 29.10.2019)