Ludwig Erk (Herausgeber): Deutscher Liederhort | |
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Mäßig. | Oesterreichisch. |
dreiviertel Stund vor Tag;
wollt in den Wald spazieren gehn,
hm hm hm, spazieren gehn,
und Brombeer brocken ab.
begegnet ihr sJägers Knecht:
„Ei Mädl, pack dich aus dem Wald,
hm hm hm, ja aus dem Wald!
meim Herrn dem ists nicht recht.“
begegnet ihr sJägers Sohn:
„Ei Mädl, willst du Brombeer brockn?
hm hm hm, ja Brombeer brockn?
brock dir dein Körberl an.“
sie brockt wol bis in dNacht:
„Ei Mädl, sinds nicht recht süße?
hm hm hm, ja süße?
doch nimm dich vor sie in Acht!“ –
die Brombeer wurden groß;
es stund kaum an ein halbes Jahr,
hm hm hm, drei Vierteljahr –
ein Kind saß ihr auf der Schooß.
ihre Augen wurden naß.
„Ei Mädl, sind das die Brombeer,
hm hm hm, ja Brombeer,
die wir abbrockt uns habn?“ –
der schickt sie nicht in Wald;
der schick sie um keine Brombeer,
hm hm hm, ja Brombeer,
verführet sind sie bald.
(J. G. Büsching, „Wöchentliche Nachrichten etc. IV. B. Breslau 1819.“ S. 85. Hier mit kleinen Berichtigungen wiedergegeben.)
1. Abbrocken, österr. åhbrokn, abpflücken. – 5, 5. Vgl. Liederhort. S. 10.
Ludwig Erk (Herausgeber): Deutscher Liederhort. Verlag von Th. Chr. Fr. Enslin, Berlin 1856, Seite 318. Digitale Volltext-Ausgabe bei Wikisource, URL: https://de.wikisource.org/w/index.php?title=Seite:Deutscher_Liederhort_(Erk)_318.jpg&oldid=- (Version vom 27.10.2019)