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der preußischen Monarchie die slawischen Elemente in der Weise um sich greifen und die Deutschen überfluten lassen, wie es in einem Teil von Cisleithanien geschehen ist, wir hätten heut anstatt eines schwierigen Kampfes um das Deutschtum in der Ostmark einen Kampf um die Erhaltung der preußischen Staatseinheit, wir hätten nicht eine polnische Frage, sondern eine polnische Gefahr.

Die Ostmarkenpolitik national-deutsche Pflicht.

Unsere Ostmarkenpolitik ist nationale Pflicht des deutschen Volkes gegen sich selbst. Eine hochkultivierte und starke Nation darf nicht einen einmal errungenen nationalen Besitz kampflos aufgeben, sie muß den Glauben an die Werbekraft ihrer nationalen Kultur und das Vertrauen in die eigene Kraft so weit haben, daß sie sich fähig und berechtigt fühlt, ihn zu befruchten. Ob wir unsern Besitzstand im Osten festhalten oder nicht, ob unsere Ostmarkenpolitik im nationalen Gleise verharrt, was aus unserer Ostmark wird, das ist keine parteipolitische, sondern eine allgemeine nationale Frage, eine Frage, von deren bejahender oder verneinender Beantwortung nicht nur das Schicksal der Deutschen im preußischen Osten, sondern die Zukunft Preußens und des Reiches und des gesamten Deutschtums abhängen. Ich halte, wie ich im Januar 1902 sagte, die Ostmarkenfrage nicht nur für eine der wichtigsten Fragen unserer Politik, sondern geradezu für diejenige Frage, von deren Entwicklung die nächste Zukunft unseres Vaterlandes abhängt.

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Diverse: Deutschland unter Kaiser Wilhelm II. – Band 1. Verlag von Reimar Hobbing, Berlin 1914, Seite 130. Digitale Volltext-Ausgabe bei Wikisource, URL: https://de.wikisource.org/w/index.php?title=Seite:Deutschland_unter_Kaiser_Wilhelm_II_Band_1.pdf/146&oldid=- (Version vom 31.7.2018)