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Gesamtlänge der Telegraphenlinien beträgt in Ostafrika rund 2500 km, in Südwestafrika 3700, die der Telegraphenleitungen in dieser Kolonie über 6000 km. 77 weiße Beamte und 88 Farbige sind in diesem Schutzgebiete im Post- und Telegraphendienste tätig, abgesehen von 50 Hilfsstellen, die von Farmern, Kaufleuten usw. verwaltet werden. An das Welttelegraphen- und internationale Kabelnetz sind sämtliche afrikanische Schutzgebiete und Kiautschau angeschlossen. Während die übrigen Schutzgebiete zunächst auf fremdländische Kabel angewiesen waren, besitzt Tsingtau bereits seit dem Jahre 1900 ein sich an das deutsch-niederländische Netz in Schanghai anschließendes Regierungskabel. Neuerdings sind in der Schaffung deutscher Kabelverbindungen nach den Kolonien, die politisch von der größten Wichtigkeit sind, weitere bemerkenswerte Fortschritte zu verzeichnen. Durch das deutsch-amerikanische Kabel von Monrovia aus ist auch mit unseren westafrikanischen Kolonien Togo und Kamerun eine eigene, demnächst nach Swakopmund zu verlängernde deutsche Verbindung hergestellt worden, so daß wir in absehbarer Zeit bezüglich unserer afrikanischen Kolonien nur noch im Verkehr mit Deutsch-Ostafrika auf englische Kabel angewiesen sein werden. Auch hier liegt die Herstellung einer nichtenglischen Verbindung von Kamerun durch Funkentelegraphie oder vermittelst Funkenstationen im Verein mit Landlinien durch den belgischen Kongo nicht mehr außer dem Bereich der Möglichkeit. Nur Samoa ist noch gar nicht und das Schutzgebiet Neuguinea nur bezüglich der Karolineninsel Jap mit dem Weltkabelnetz verbunden. Diesem Mangel soll aber demnächst durch eine drahtlose Verbindung zwischen Karolinen (Jap), Neuguinea (Rabaul), Marshallinseln (Nauru) und Samoa (Apia) abgeholfen werden, wozu die Konzession bereits der Deutschen Südseegesellschaft für drahtlose Telegraphie erteilt worden ist. Schon jetzt verfügen übrigens unsere Kolonien über eine ganze Anzahl funkentelegraphischer Stationen, die in den letzten 4 Jahren entstanden sind. Der ersten Anlage auf der Phosphatinsel Angaur durch die Deutsche Südsee-Phosphatgesellschaft im Jahre 1909 folgten 1911 zwei Stationen in Deutsch-Ostafrika am Viktoriasee, in Bukoba und Muansa; 1912 sind sodann Küstenstationen in Duala, in Kamerun, sowie in Swakopmund und Lüderitzbucht in Deutsch-Südwestafrika für den allgemeinen öffentlichen Verkehr mit Schiffen in See eröffnet worden.

Schiffsverkehr.

Durch fortgesetzte Verbesserung und Vermehrung der regelmäßigen Schiffsverbindungen ist Personenverkehr und Güteraustausch zwischen Kolonien und Heimat bedeutend gehoben. Der Zunahme des Reise- und Handelsverkehrs mit unseren afrikanischen Kolonien, an dem sich seit einigen Jahren im Verein mit Woermann auch die Hamburg-Amerika-Linie beteiligt, ist durch Einstellung neuer, größerer und schnellerer Dampfer in anerkennenswerter Weise Rechnung getragen. Seit dem Aufstande in Südwestafrika ist auch die Passagierbeförderung nach diesem Schutzgebiet durch Anlaufen der Dampfer der Deutsch-Ostafrika-Linie durchaus befriedigend geregelt. Unerwünscht und der schnellen Entwickelung der Schutzgebiete direkt hinderlich sind indes die hohen Frachttarife, namentlich der vom Reich subventionierten Deutsch-Ostafrika-Linie. Seitdem diese trotz sehr reichlicher Abschreibungen 8% Dividende gibt, erscheint es unbedingt erforderlich, daß den seit lange erhobenen berechtigten Forderungen der

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Diverse: Deutschland unter Kaiser Wilhelm II. – Band 1. Verlag von Reimar Hobbing, Berlin 1914, Seite 444. Digitale Volltext-Ausgabe bei Wikisource, URL: https://de.wikisource.org/w/index.php?title=Seite:Deutschland_unter_Kaiser_Wilhelm_II_Band_1.pdf/460&oldid=- (Version vom 12.12.2020)