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der Kalisalze bilden, sind in den verflossenen Jahren in außerordentlich großer Anzahl ausgeführt worden, besonders seit Mitte der 90iger Jahre, wo zu den bis dahin nur verwendeten Staßfurter Rohsalzen das 40%ige Kalisalz, ein Halbfabrikat aus dem Carnallit, hinzukam. Kainit, Sylvinit, Hartsalz und 40%iges Kalisalz sind seit jener Zeit die für Deutschland in Frage kommenden Kaliformen. Alle diese Formen enthalten das Kali in Form von Chlorkalium, auch der Kainit, der nach früherer Auffassung das Kali in Form von schwefelsaurem Kali enthalten sollte. Um gleiche Mengen von Kali dem Boden zuzuführen, kommen auf 1 Zentner 40%iges Kalisalz 3⅓ Zentner Kainit. Aus diesem Grunde eignet sich, wie auch die Versuche ergaben, der Kainit im allgemeinen mehr für den leichten Boden, das 40%ige Kalisalz mehr für die besseren Böden, da diese durch die höheren Kainitgaben leicht eine Verkrustung erfahren. Die angestellten Versuche haben aber auch gelehrt, daß die verschiedenen Kulturpflanzen sich gegen die beiden Kaliformen verschieden verhalten. Es gibt Kulturpflanzen, welche sehr dankbar für die Nebensalze des Kainits und solche, welche gegen dieselben sehr empfindlich sind. Dankbar für die Nebensalze, speziell für das Kochsalz, sind die Rüben, besonders die Futterrüben, und auch das Getreide; sehr empfindlich gegen die Nebensalze ist die Kartoffel. Aus diesem Grunde kann man, wenn man eine Verkrustung des Bodens nicht befürchtet, den Rüben und dem Getreide auch auf besseren Böden die Kalidüngung in Form von Kainit geben, während man der empfindlichen Kartoffel zweckmäßig die Kalidüngung immer in Form des 40%igen Kalisalzes gibt, auch auf den Sandböden.

Die Kalidüngungsversuche haben auch gelehrt, daß nicht nur die kaliärmeren Sand- und Hochmoorböden dankbar für die Kalidüngung sind, sondern auch bis zu einem gewissen Grade die besseren kalireichen Böden, besonders bei schwacher Viehhaltung, wo man das Kalibedürfnis der Kulturpflanzen durch den Stalldünger nicht zu decken vermag.

Kalidüngungsversuche in größerem Maßstabe sind ausgeführt worden von Maercker, Schneidewind, D. Meyer, Munter, Wagner, Gerlach, Baeßler u. a.

Der Kalk und die Magnesia.

Zahlreiche Versuche, welche D. Meyer über die Wirkung der verschiedenen Kalt- und Magnesiaformen anstellte, haben ergeben, daß auf kalkbedürftigen Böden, mit ausreichenden Mengen von Magnesia, welch letztere wohl bis jetzt kaum auf einem Kulturboden ins Minimum geraten ist, der kohlensaure Kalk und die kohlensaure Magnesia bzw. der Ätzkalk und die gebrannte Magnesia, welch letztere im Boden sehr bald in kohlensaure Salze übergeführt werden, eine gute Wirkung zeigen, während dies bei anderen Kalk- und Magnesiasalzen, wie z. B. den schwefelsauren Salzen, nicht der Fall ist. Die günstige Wirkung der kohlensauren Salze wird in erster Linie auf die neutrale bis schwach alkalische Bodenreaktion, welche sie erzeugen, zurückzuführen sein. Dolomitische Mergel und gebrannte dolomitische Kalke zeigten dieselbe günstige Wirkung als die reinen Kalkmergel bzw. die reinen gebrannten Kalke; es sind daher die dolomitischen Mergel und Kalke nach ihrem Kalk- und Magnesiagehalt zu bewerten. Auch die Anwendung von kieselsäurereichen gebrannten Kalken, welche früher für die Kalkdüngung verworfen wurden, sind nach Versuchen von Immendorff ohne Bedenken anzuwenden.

Empfohlene Zitierweise:
Diverse: Deutschland unter Kaiser Wilhelm II. – Band 3. Verlag von Reimar Hobbing, Berlin 1914, Seite 1476. Digitale Volltext-Ausgabe bei Wikisource, URL: https://de.wikisource.org/w/index.php?title=Seite:Deutschland_unter_Kaiser_Wilhelm_II_Band_3.pdf/347&oldid=- (Version vom 20.8.2021)