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Ananas.

– Mit diesem Namen bezeichnet man bekanntlich die eirunde, warzige, auf einem fingerdicken Stengel stehende, und mit einem Blätterbusch gezierte, äußerlich meist goldgelb aussehende, inwendig mit wohlschmeckendem, weißlichem oder gelblichem Fleische versehene Frucht der Ananasstaude, d. i. eines in Afrika (vielleicht auch in China, Brasilien und Mexiko) heimischen, von da nach Ost- und Westindien verpflanzten, in Europa in Kunstgärtnereien kultivierten, zur Pflanzengattung Bromelia gehörenden (daher auch Bromelia ananas genannten) Distelgeschlechte, von welchem mehrere Spielarten bekannt sind, die sich sämtlich durch aloeartige Blätter auszeichnen.

Sie ist nach dem einstimmigen Zeugnisse aller Feinschmecker die köstlichste unter allen bekannten Früchten unserer Erde. In der Bestimmung ihres Geschmacks herrscht jedoch, wie natürlich, eine große Verschiedenheit. Die Meisten sagen, es sei ein Gemisch und vereinige in sich den Geschmack von den köstlichsten Trauben, Melonen, Erdbeeren, Aprikosen und Pfirsichen. Bei alledem kann man ohne Gefahr nicht viel von dieser kostbaren Frucht genießen: denn ihre Säure ist äußerst scharf und auflösend. Benutzt man dieselbe jedoch zum Punsch, Kardinal und Likör, so verschwinden natürlich diese ihre nachteiligen Eigenschaften in der Menge der übrigen Ingredienzien völlig, dagegen erteilt sie diesen Getränken einen eigentümlichen lieblichwürzigen Geschmack und ein köstliches Arom, und wird eben deshalb auch hauptsächlich mit zu deren Bereitung verwendet.

Wie sich von selbst versteht, kann übrigens die Ananas nicht überall von gleicher Güte sein; sie ist aber auch nicht immer von einerlei Größe. Man findet sie von der Größe eines Apfels bis zur Größe einer ansehnlichen Melone.

In den heißen Ländern der drei angeführten Erdteile kommt die Ananasstaude ohne Mühe fort, ist also auch sehr gemein. In Europa aber erfordert ihre Kultur viele Mühe und Kosten; sie kann nur in Treibhäusern und warmen Mistbeeten erzogen werden: daher ist denn auch ihre Frucht bei uns nicht gar wohlfeil, wird aber

Empfohlene Zitierweise:
Anselm Josti [Hrsg.]: Die Bereitung warmer und kalter Bowlen. Voigt, Weimar 1885, Seite 6. Digitale Volltext-Ausgabe bei Wikisource, URL: https://de.wikisource.org/w/index.php?title=Seite:Die_Bereitung_warmer_und_kalter_Bowlen.pdf/18&oldid=- (Version vom 14.9.2022)