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Alle Rosinen bedürfen ein trocknes kühles Lager und guten Abschluß gegen Luftzutritt, da sie sonst bald verderben. Sie gehen aber unter allen Umständen in der Qualität mit jedem Jahre zurück und einjährig gelagerte sind schon nicht mehr so gut als neue, von der letzten Ernte. Dreijährige und noch ältere Ware ist in der Regel schon schwer verkäuflich und oft nur zur Essigbereitung noch verwendbar.

Der Gebrauch der großen und kleinen Rosinen zu Backwerk und Küchenzwecken ist bekannt; sie dienen außerdem aber auch zu Brustthee, zu Tabakssaucen, zu Nachbesserung schlechter Weine, wie auch zu Herstellung vollkommen künstlicher weinartiger Getränke, in welcher Hinsicht sie für den Zweck vorliegenden Buches von einigem Interesse sind.

Rum

ist eine Art Branntwein, der in Westindien, vornehmlich auf Jamaika, Barbados, Antigoa und andern Inseln aus dem Safte des Zuckerrohrs bereitet wird, etwas schwächer als Arrak ist, sich aber vor diesem durch das Liebliche und Eigentümliche seines Geruchs und Geschmacks vorteilhaft auszeichnet. In echter Beschaffenheit, wie er von den Kolonien verschickt wird, pflegt er indes nur selten in die Hände der Konsumenten zu gelangen. Sehr gewöhnlich ist das Verdünnen (Verschneiden) desselben mit entfuseltem und nachgehends gewässertem Kartoffelspiritus, so daß aus einem Faß Originalware deren 3 bis 4 und mehr gemacht werden. Die hierdurch blässer gewordene Farbe wird mit sogenannter Rumkouleur (d. i. mit gebranntem Zucker) wieder aufgehöht und durch längeres Lagern die bessere Verbindung und Durchdringung der Bestandteile herbeigeführt.

Eine ganz andere, resp. viel schlechtere Ware, als die vorhin erwähnte verschnittene, ist der im Inlande in Menge gefertigte künstliche Rum, durch welchen die Spekulation dem steigenden Verlangen nach wohlfeilen rumähnlichen Getränken entgegenkommt. Derselbe besteht aus entfuseltem und bis auf Branntweinstärke mit Wasser verdünntem Kartoffelspiritus, der mit chemisch bereiteten

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Anselm Josti [Hrsg.]: Die Bereitung warmer und kalter Bowlen. Voigt, Weimar 1885, Seite 40. Digitale Volltext-Ausgabe bei Wikisource, URL: https://de.wikisource.org/w/index.php?title=Seite:Die_Bereitung_warmer_und_kalter_Bowlen.pdf/52&oldid=- (Version vom 14.9.2022)