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Thietmar von Merseburg: Die Chronik des Thietmar von Merseburg

1002 6. Juni mit allgemeiner Ergebenheit zum Könige erwählt, und vom dortigen Erzbischofe Willigis, unter Beihülfe seiner Suffragane, nachdem er die königliche Salbung empfangen hatte, indem sämmtliche Anwesende Lobgesänge zu Ehren Gottes anstimmten, gekrönt. Die Fürsten der Franken und der Muselener [Mosellande] huldigten damals dem Könige und erwarben seine Gunst. Der neuerhobene König nahm nun alle von allen Seiten daselbst Zusammenströmenden zum Kriegsdienst an, und beabsichtigte, indem er über den wieder anschwellenden Rhein ging, durch das ihm völlig treue ostfränkische Land in Alemannien einzufallen und den widerspenstigen Herzog Heriman durch Verheerungen dieser Gegenden von seinem Vorhaben abzubringen. Als aber dieser hörte, wie seine Lande vom Könige geplündert waren, wollte er sich doch nicht demüthigen, sondern, indem er sich leider gegen seinen Herrn und König empörte, griff er die Hauptstadt seines Herzogthums, Argentina, welche Strazburg [Straßburg] heißt, weil der Bischof der Stadt, Wicelin, ihm zu widerstehen wagte, in Verein mit seinem Schwiegersohne Conrad an, erstieg die Mauern derselben, und nahm den Besiegten alles. Ja die verruchte Rotte der Alemannen drang (freilich ohne Wissen des Herzogs), von Raubgier getrieben, ungescheut in die große St. Marienkirche, plünderte den ganzen Schatz derselben, und steckte, was die größte[WS 1] Schandthat war, das Haus des Herrn in Brand. Wären diese Menschen wahrhaft, nicht nur scheinbar, glücklich gewesen, so hätten sie, abgeschreckt durch das beim ersten Einrücken erlittene Ungemach, niemals zu noch größeren Verbrechen zu schreiten sich erfrecht. Denn während des Bischofs Mannen, von Reinward angeleitet, ohne rechte Treue Widerstand leisteten, war eine sehr große feindliche Schaar, welche heranstürzte, von ihren eigenen Speeren durchbohrt zusammengesunken, und hatte so von Gott gestraft elendiglich ihr Leben geendet. Darüber untröstlich, klagte Heriman bitter, aber weil die Zahl der Schuldigen es verbot, so zog er ab, ohne die That strafen zu können.


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Thietmar von Merseburg: Die Chronik des Thietmar von Merseburg. Verlag von Franz Duncker, Leipzig 1879, Seite 152. Digitale Volltext-Ausgabe bei Wikisource, URL: https://de.wikisource.org/w/index.php?title=Seite:Die_Chronik_des_Thietmar_von_Merseburg.pdf/178&oldid=- (Version vom 28.9.2023)