Seite:Die Chronik des Thietmar von Merseburg.pdf/367

aus Wikisource, der freien Quellensammlung
Fertig. Dieser Text wurde zweimal anhand der Quelle korrekturgelesen. Die Schreibweise folgt dem Originaltext.
Thietmar von Merseburg: Die Chronik des Thietmar von Merseburg

sagen will – durch Freundschaft eng verbunden. Kaiser Otto dem III. war er sehr werth weil er ihm und seiner Base, der ehrwürdigen Aebtissin Mathild, treu diente; von ihnen hatte er auch alles Besitzthum, was er im Dorfe Salbozi[1] zu Lehn hatte. Er diente dem Erzbischofe Aethelbert und dessen Nachfolgern bis auf den Herrn Gero, und ward von ihnen auch würdig belohnt. Endlich befiel ihn eine Krankheit und vereinte ihn mit dem, den er immer vor allen geliebt hatte, mit Gott dem Allmächtigen. Demselben zu Ehren und zu Liebe baute er auf seinem erwähnten Eigenthum eine Kirche, zu deren Einweihung er mich Unwürdigen berief. Bevor diese heilige Handlung vorgenommen wurde, zeigte er mir eine lange Rolle, in der er seine Vergehungen aufgeschrieben hatte, und las sie mir – wie er es vorher auch mit seinen anderen Beichtigern gemacht hatte – mit Zittern und Zagen vor und flehte mich auf seinen Knieen seufzend um Ablaß an. Diese Zuschrift nahm ich zu mir und gewährte ihm aus geistlicher Machtvollkommenheit Vergebung der Sünden, und als ich an demselben Tage, das heißt am 17. März, weil dies der Namenstag seines Vaters war, die genannte Kirche weihte, legte ich auf das mit Reliquien der Heiligen angefüllte Behältniß jenes Sündenverzeichniß, damit durch die beständige Verwendung der Heiligen dem weinend beichtenden die wahre Vergebung zu Theil werde, und die langersehnte Tilgung seiner Schuld. Dergleichen hat nun zwar bisher keiner jemals gethan, so viel ich gesehen oder gehört habe; weil ich aber besorgte, meine Schwäche würde ihm nichts helfen können, so habe ich zu den Heiligen als Fürbittern meine Zuflucht genommen. Darnach lebte dieser ehrwürdige Vater noch dreizehn Wochen, und fand am 17. Mai die ersehnte Erlösung.


8. Noch bringe ich zum nachahmungswürdigen Beispiele eine treffliche Handlung des frommen Abtes Alfker[2] vor. Dieser

  1. Salbozi oder Salbke an der Elbe in der Nähe von Magdeburg.
  2. Abt vom Kloster Bergen, s. oben VI, 15. Er starb nach den Magdeburger Annalen 1009, und diese Erzählungen sind also ohne feste Chronologie.
Empfohlene Zitierweise:
Thietmar von Merseburg: Die Chronik des Thietmar von Merseburg. Verlag von Franz Duncker, Leipzig 1879, Seite 341. Digitale Volltext-Ausgabe bei Wikisource, URL: https://de.wikisource.org/w/index.php?title=Seite:Die_Chronik_des_Thietmar_von_Merseburg.pdf/367&oldid=- (Version vom 23.11.2023)