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ein ihm ähnliches Menschenthier, beide blutwild. Trotz des Schweinehirten, welcher den Mordkampf aus dem Horne anbläst, und trotz aller Zähne, Spieße und Messer würde der Eber sich doch noch ritterlich durchschlagen, hätte der Teufel nicht den tückischen Pfaffen in der Kaputze herbeigeführt, welcher hier arglistig hinter der Baumgabel die Einfahrt des Ebers verlegt hat und jetzt dem hereinstürzenden Thiere den Spieß in den Rachen stößt.

Merkur und Argus.

Merkur im Flügelhute sitzt auf einem Felsblocke, unter seinem rechten Beine das verborgene Schwert, welches er im Begriffe ist hervorzuholen, während seine Linke die Flöte hält, mit deren süßen Tönen er den Argus eingeschläfert hat. Dieser sinkt traumschwer am Baumstamme nieder, dahinter steht Io als schöne flamändische Kuh, welche ihrer Entzauberung harrt. Wollen wir in diesem Bilde eine Allegorie, in Merkur den listigen Wilhelm von Oranien und in Argus die spanische Inquisition sehen, welche mit tausend Augen die flämische Freiheit bewacht, so ist es uns unverwehrt; denn im Gemüthe des Dichters und Künstlers spiegelt sich immer seine Zeit ab.

Wüstenruhe.

Am Abhange eines Waldes, mit Aussicht in die Wüstenfläche hinaus, liegt die Tigermutter vor ihrer

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Julius Mosen: Die Dresdener Gemälde-Galerie. Arnoldische Buchhandlung, Dresden und Leipzig 1844, Seite 90. Digitale Volltext-Ausgabe bei Wikisource, URL: https://de.wikisource.org/w/index.php?title=Seite:Die_Dresdener_Gem%C3%A4lde-Galerie_(Mosen).pdf/100&oldid=- (Version vom 31.7.2018)