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Seite:Die Heimath in der neuen Welt, Erster Band.djvu/110

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Fredrika Bremer: Die Heimath in der neuen Welt, Erster Band

wir miteinander sprechen und Amerikas Dichter zusammen lesen. Auch hier ist Lowell ein Günstling, und es ist ein Vergnügen Rebekka seine Gedichte lesen zu hören oder auch andere Gedichte, denn sie liest ausgezeichnet gut. Markus verläßt das Haus gewöhnlich unmittelbar nach dem Frühstück, aber während desselben nimmt er sich oft einen Augenblick, um uns etwas Bedeutungsvolles aus Zeitungen oder Büchern vorzulesen, meistens etwas, das gesellschaftliche Fragen und Verbesserungen betrifft. Er ist ungemein beschäftigt mit dem Unternehmen, ein Bad und Waschhaus im großen Styl zum Vortheil des armen Volks in New-York zu bauen, und eine Subscription dafür zu Stande zu bringen.

Jetzt muß ich Dir Einiges von H. W. Channing erzählen, denn er ist einer der besten Freunde des Hauses und hängt mit Springs sowie mit dem geistigen Leben des Landes auf eine eigenthümliche Weise zusammen. Er war vor einigen Jahren Prediger in einer unitarischen Gemeinde in Cincinnati; aber die Stube (die unitarische) wurde ihm zu eng, er konnte darin nicht frei an Seele und Herz athmen, und deßhalb entsagte er seinem Amt, das er nicht mehr mit gutem Gewissen verwalten zu können glaubte, obschon seine Gemeinde, die ihm sehr ergeben war, alles that, um ihn zum Bleiben zu bestimmen, und obschon er nicht wußte, wie er künftig sich, seine Frau und zwei Kinder versorgen sollte. Aber er dachte wohl wie der glaubenskräftige alte Patriarch, als er dem Ruf des Höchsten gehorchte: der Herr sorgt wohl für das Opfer. — Der liebe Gott that es durch seine Ausgesandten.

Markus S. und einige seiner Freunde versammelten sich und schrieben einen Brief an Channing, dessen Hauptinhalt war: Kommen Sie zu uns; seien Sie unser geistiger Lehrer und Leiter, aber in vollkommener Freiheit; folgen Sie Ihren Eingebungen; predigen, sprechen Sie, wann und wo es Ihnen gefällt; streuen Sie den Samen

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Fredrika Bremer: Die Heimath in der neuen Welt, Erster Band. Franckh, Stuttgart 1854, Seite 106. Digitale Volltext-Ausgabe bei Wikisource, URL: https://de.wikisource.org/w/index.php?title=Seite:Die_Heimath_in_der_neuen_Welt,_Erster_Band.djvu/110&oldid=- (Version vom 11.5.2019)