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Seite:Die Heimath in der neuen Welt, Erster Band.djvu/358

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Fredrika Bremer: Die Heimath in der neuen Welt, Erster Band

Lebenseichen. Eichen wie diese mit langen, hängenden Moosranken müssen das Orakel in Dodona eingegeben haben. Die schwarzen Vögel, die schaarenweise darin wohnen, sind so groß wie unsere Dohlen und haben auf beiden Seiten des Halses unter dem Kopf hübsche gelbe Schilde, wie halbrunde Krägen. Die Spottvögel sind grau, groß wie unsere Kohlamseln, und ihr Gesang sehr wechselnd und oft recht schön. Es fehlt ihm jedoch die kräftige Eingebung der europäischen Nachtigall und Lerche. Es ist als ob dieser Spottvogel aus dem Gedächtniß, als ob er Reminiscenzen sänge, und dabei ahmt er eine Menge Töne von andern Vögeln und auch von andern Thieren nach. Er hat indeß schöne eigene Töne, welche denen der Nachtigall und Drossel gleichen. Man spricht davon, daß diese Vögel mit einander Menuett tanzen. Ich selbst habe sie hier gegeneinander figuriren und ganz menuettartig trippeln gesehen. Ich vermuthe, daß dieß ihre Art zu freien ist. Eine Merkwürdigkeit ist, daß man Junge von diesen Vögeln, die man gefangen hat, niemals in Käfigen auferziehen kann. Sie sterben immer bald nach der Gefangennahme. Man behauptet, die Mutter komme zu ihnen und gebe ihnen Gift. Die ausgewachsenen Vögel dagegen gedeihen in den Käfigen wohl und singen.

In meinen Vormittagsbetrachtungen werde ich von einem muntern Negermädchen, einer Magd im Hause unterbrochen, welche sagt: Missis schickt mich um Jagd auf Sie zu machen („Missis sends me to hunt for you“) und dieß geschieht dann um mich zum Mittagessen zu rufen. Schreibe ich im Zimmer Briefe, so kommt gewöhnlich um 12 die gute Dame selbst mit Bananas und einem Glas Milch zu mir herauf. Sie ist seelengut.

Nachmittags gehe ich gewöhnlich auf Entdeckungsreisen aus. Wenn ich in der Dämmerung nach Hause komme, sehe ich häufig mein altes Paar mir entgegengehen,

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Fredrika Bremer: Die Heimath in der neuen Welt, Erster Band. Franckh, Stuttgart 1854, Seite 354. Digitale Volltext-Ausgabe bei Wikisource, URL: https://de.wikisource.org/w/index.php?title=Seite:Die_Heimath_in_der_neuen_Welt,_Erster_Band.djvu/358&oldid=- (Version vom 29.12.2019)