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Seite:Die Heimath in der neuen Welt, Erster Band.djvu/367

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Fredrika Bremer: Die Heimath in der neuen Welt, Erster Band

und legen sich wie zerknirscht über den Altartisch. Ihnen treten von der andern Seite die Priester entgegen, die sich zu ihnen hinabbeugen, ihre Bekenntnisse empfangen, sie ermahnen und trösten. Im Lager der Schwarzen ist großer Tumult und man hört starkes Geschrei. Männer brüllen, Weiber kreischen gleich Spanferkeln, wenn sie geschlachtet werden sollen. Mehrere bekommen Zuckungen, hüpfen und taumeln herum, so daß man sie halten muß; da und dort sieht es wie ein Handgemenge aus, und einige von den ruhigeren Theilnehmern lachen. Man hört eine Menge Angstrufe, aber keine Worte außer: „O ich bin ein Sünder“ und: „Jesus, Jesus!“ Unter all diesem Lärm währt der Gesang stark und schön fort und der Donner schlägt seine Pauken dazwischen.

Während dieses Spektakel im Lager der Schwarzen vor sich geht, sehen wir bei den Weißen einen stilleren Auftritt. Einige von den Gestalten, die bußfertig am Altartisch niedergekniet waren, haben sich entfernt, aber einige liegen noch da, und die Priester scheinen ihnen vergebens vorzureden oder vorzusingen. Eine von ihnen, ein junges Mädchen, wurde von ihren Angehörigen aufgehoben, und befand sich in einer Verzuckung (in a trance). Sie liegt jetzt mit dem Kopf im Schooß eines älteren schwarzgekleideten Frauenzimmers, ihr hübsches, junges Gesicht aufwärts gekehrt, starr und, wie es scheint, ganz bewußtlos. Die schwarzgekleidete Frau und noch eine andere gleichfalls in Trauer, beide mit schönen, schwermüthigen Gesichtern fächeln das junge Mädchen sanft mit ihren Fächern und betrachten sie mit ernsthaften Blicken, während 10–12 meist junge Frauenzimmer um sie herstehen, leise und lieblich eine Hymne singend, alle das schlafende Mädchen betrachtend, bei welchem, wie sie glauben, jetzt etwas Großes vor sich geht. Es ist ein wirklich schöner

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Fredrika Bremer: Die Heimath in der neuen Welt, Erster Band. Franckh, Stuttgart 1854, Seite 363. Digitale Volltext-Ausgabe bei Wikisource, URL: https://de.wikisource.org/w/index.php?title=Seite:Die_Heimath_in_der_neuen_Welt,_Erster_Band.djvu/367&oldid=- (Version vom 19.1.2020)