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Seite:Die Heimath in der neuen Welt, Erster Band.djvu/56

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Fredrika Bremer: Die Heimath in der neuen Welt, Erster Band

junge Männer, von denen der eine Tabak kaute und unaufhörlich Mrs. Downing und mir vor die Füße spuckte. Ich sagte leise zu Downing: „Dieser Gentleman bedarf eines Dickens.“ Downing antwortete ebenso: „Aber dann würde Dickens den Irrthum begangen haben ihn für einen Gentleman zu nehmen.“

Ein anderes Fest, dem ich dieser Tage bei der Großmutter von Mrs. Downing anwohnte, war ein Familienfest zur Feier ihres 90. Geburtstages. Sie wohnt auf dem Ufer gegenüber, und bei ihr versammelten sich dem Tag zu Ehren Kinder und Kindeskinder und Kinder der Kindeskinder, nebst andern nahen Angehörigen, eine Gesellschaft von 50 bis 60 Personen. Die gute 90jährige Matrone war noch lebhaft und beweglich, beinahe wie ein junges Mädchen. Wir aßen und tranken und brachten auch einige Toaste aus; der meinige galt der Heimath in Amerika, wie auch in Schweden. Nachmittags hatten wir ein wenig Musik; ich spielte schwedische Volkslieder, und ein junger Künstler, Mr. Cranch, eigentlich ein Landschaftsmaler und Gemahl einer der Sohnes- oder Tochtertöchter des Hauses, sang eine italienische Bravourarie so vortrefflich und mit einer so schönen Stimme, daß wir alle dadurch sehr belebt wurden, und man wohl hörte, daß er die Kunst in Italien studirt hatte. Ich habe auch noch einige andere Wohnungen an den Ufern des Hudson besucht und sah in der einen eine schöne lebhafte Wirthin, sowie eine Masse schönen Luxus, jedoch ohne die Sinnigkeit, welche Downings Wohnung auszeichnet, und in der andern eine originelle Dame, die man unter den Nachbarn hier mit Ma chère mère in den Nachbarn vergleicht, eine Vergleichung, die wirklich guten Grund hat. Ich traf da auch einen sehr angenehmen Dr. Hull, einen starken Swedenborgianer, mit dem sichs weit interessanter sprechen läßt, als mit den meisten seiner Glaubensgenossen, die ich sonst gesprochen

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Fredrika Bremer: Die Heimath in der neuen Welt, Erster Band. Franckh, Stuttgart 1854, Seite 52. Digitale Volltext-Ausgabe bei Wikisource, URL: https://de.wikisource.org/w/index.php?title=Seite:Die_Heimath_in_der_neuen_Welt,_Erster_Band.djvu/56&oldid=- (Version vom 6.7.2019)