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Seite:Die Heimath in der neuen Welt, Erster Band.djvu/89

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Fredrika Bremer: Die Heimath in der neuen Welt, Erster Band

schwer wurde es mir in dem kalten Zimmer aufzustehen und mich mit steifen Fingern anzukleiden; aber als ich zum Frühstück hinabkam, da vergaß ich Frost und Steifheit über der hellen Sonne und der schönen freundlichen Wirthin in dem hübschen Zimmer, das eine Aussicht über den Hafen, die Stadt und die Inseln gewährt. Vormittags führte mich Mr. Putnam in der Kutsche spazieren, um die Insel zu besehen und einige Familien zu begrüßen. Die reichen goldenen Wälder glänzten in ihrer Herbstpracht, schön wechselnd in Gold und Braun, — ein Farbenspiel warm[WS 1] und tief, wie das von den reinsten Leidenschaften der Seele. Ich lebte neu auf in den Gefühlen, die es in mir erweckte. Ich fuhr durch den Wald, wie durch einen Tempel voll symbolischer Schrift, und was sie mir vorzeichnete, das konnte ich lesen und deuten. So gelangten wir bis zum höchsten Punkte der Insel, wo die Aussicht über Land und Wasser groß und herrlich war. An Höhen fehlt es. Das Auge schwebt und kreist wie der Adler in der Luft, aber es hat keinen Fels, keine Bergspitze, um daran auszuruhen.

Ich sah auch einige zierliche Häuser mit ihren Gärten und ein paar hübsche freundliche Frauen. Eine von ihnen war wirklich schön, aber in Trauer versunken. Der Tod hat ihr unlängst ihre Freude geraubt. In dem andern Haus war Freude und Glück daheim, das ließ sich nicht verkennen, und ich mußte versprechen aufs Frühjahr zurückzukommen und den Frühling hier anrücken zu sehen. Aber ich bin begierig, wie manche Wortbrüchigkeiten ich hier zu Lande begehen werde.

Mr. Putnam führte mich nach New-York und zu der freundlichen Mrs. Skeyler zurück, die jetzt Hand an mich legte, um verschiedene öffentliche Anstalten mit mir zu sehen, worunter ein paar große Schulen, wo ich Hunderte von lebhaften Kindern und jungen Menschen fand. Mir fielen besonders die hellen, wachen,

Anmerkungen (Wikisource)

  1. Vorlage: waren
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Fredrika Bremer: Die Heimath in der neuen Welt, Erster Band. Franckh, Stuttgart 1854, Seite 85. Digitale Volltext-Ausgabe bei Wikisource, URL: https://de.wikisource.org/w/index.php?title=Seite:Die_Heimath_in_der_neuen_Welt,_Erster_Band.djvu/89&oldid=- (Version vom 1.4.2019)