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Fredrika Bremer: Die Heimath in der neuen Welt, Zweiter Band

keine Berge, sondern überall anbaufähige Erde, zum größeren Theil sehr gut von Strömen und Seen durchschnitten. Es ist ein Staat für Ackerbau und Viehzucht. Aber der Boden in mehreren Gegenden (und besonders hier um Medison her) wo er von der föderalen Regierung als Einkommensquelle für die Staatsuniversität angeschlagen ist, ist bereits sehr theuer. Von Spekulanten zum Regierungspreis (1¼ Dollar für den Morgen) angekauft, wird er nicht unter 10—12 Dollars wieder verkauft.

„Und wer wird Ihnen dieß bezahlen?“ fragte ich Ch. Lathrop. „Ihre Landsleute!“ antwortete er munter, „Ihre Landsleute, die hieher kommen und deren Söhne frei auf unserer Universität lernen werden.“

Mit Ch. Lathrop und seiner heitern, geistreichen Frau besuchte ich dieser Tage das Universitäts-Gebäude, das jetzt bald fertig ist. Es liegt auf einer Höhe, „Collegiums-Hügel“ genannt, mit freier, schöner Aussicht; es ist ein großes Gebäude ohne unnöthige äußere Pracht, wie das Girard-Collegium in Philadelphia, aber mit viel Platz und Räumlichkeit im Innern. Die Menge der Fenster fiel mir auf. Die untergehende Sonne beleuchtete sie. Im Ganzen ist dieß ein Sonnentempel auf den Prärien des Westens, und wenn er seine Aufgabe erfüllt, ein Tempel des Lichts im Geist und der Wahrheit; mehr als die Tempel Perus!

Es sind erst wenige Jahre, seit die Indianer um diese hübschen Seen her wohnten. Und sie kommen noch jährlich im Herbst hieher, besuchen ihre früheren Grabplätze und erheben da ihre Klagerufe.

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Fredrika Bremer: Die Heimath in der neuen Welt, Zweiter Band. Franckh, Stuttgart 1854, Seite 283. Digitale Volltext-Ausgabe bei Wikisource, URL: https://de.wikisource.org/w/index.php?title=Seite:Die_Heimath_in_der_neuen_Welt,_Zweiter_Band.djvu/301&oldid=- (Version vom 12.12.2020)