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Fredrika Bremer: Die Heimath in der neuen Welt, Zweiter Band

hat. Sie lieben es, in Symbolen zu sprechen, die sämmtlich aus dem Naturreich entnommen sind; und ihre Schrift und Kunst sprechen ebenfalls durch solche. Ich habe Büffelhäute voll mit Figuren gezeichnet gesehen, wie Kinder sie zeichnen würden, um damit Schlachten, Friedensschlüsse und andere Ereignisse zu bezeichnen; Sonne und Mond, Bäume und Berge und Ströme, Fische, Vögel und allerlei Thiere kamen mit herein; Männer und Pferde (von abscheulichen Proportionen) sind jedoch die Hauptakteure. Auch habe ich indianische Lieder in solchen Hieroglyphen in Bäumen und Rinden eingeschrieben gesehen.

Der religiöse Cultus der Indianer hat denselben natursymbolischen Charakter. Er bildet eine lebendige Hieroglyphenschrift. Sie kennen keinen Gottesdienst im Geist und in der Wahrheit oder in Liebeswerken. Aber sie haben eine Menge religiöser Feste (die Miinnesota-Indianer mehr als zehn), bei welchen sie der Sonne und dem Mond, Bäumen, Strömen, Steinen, Schlangen, Spinnen, ja sogar allen Thieren und Dingen opfern, um sich ihre Geister und Götter gewogen zu machen. Das Fest der Sonne wird bei Tag, das Fest des Mondes wird bei Nacht gefeiert. Ein besonderes Fest ist für ihre Kriegswaffen, die sie als heilig betrachten, da sie glauben, es wohne ihnen eine göttliche Macht in. Bei all diesen Festen haben sie Tänze und Trommeln, sowie Gesänge und mehrere Ceremonien. Die vornehmste Handlung bei diesen Festen scheint jedoch ein Gastmahl zu sein. Und die Indianer halten es für ihre Pflicht Alles zu essen und sich dabei über ihre Kräfte anzustrengen. Sie müssen zuweilen Medicin nehmen, damit sie hernach von Neuem essen können. Beim Geisterfest muß der Gast, der nicht Alles aufißt, was ihm vorgesetzt wird, mit einer Büffel- oder Biberhaut büßen. Bei diesen Festen sammeln sie Massen von Speisen besonders Wildpret. Dazwischen hinein hungern sie.

Ihre medicinischen Kenntnisse sind, abgesehen von

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Fredrika Bremer: Die Heimath in der neuen Welt, Zweiter Band. Franckh, Stuttgart 1854, Seite 345. Digitale Volltext-Ausgabe bei Wikisource, URL: https://de.wikisource.org/w/index.php?title=Seite:Die_Heimath_in_der_neuen_Welt,_Zweiter_Band.djvu/363&oldid=- (Version vom 14.2.2021)