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Fredrika Bremer: Die Heimath in der neuen Welt, Zweiter Band

mich innig erfrischen. Es regt sich wirklich in Ohio ein gewisses centrales Leben im Denken und Handeln wie ich es in andern Staaten Amerikas nicht gefunden habe, und wie es sich nun damit verhalten mag, ich meine hier im Mittelpunkt der neuen Welt zu leben.

Mit einem Wort, mein Herzchen, ich lebe, ich umfasse mit meinem Geist Gegenwart und Zukunft in verschiedenen Entwickelungen, an verschiedenen Plätzen der Erde nah und fern, und ich fühle, daß an mir selbst Vieles sich entwickelt, was früher in Banden gelegen oder blos halb gelebt hatte. Ich danke Gott.

Dezember.  

Ich habe mich jetzt beinahe drei Wochen in dieser guten Heimath bei den freundlichen guten Stetsons aufgehalten und einen großen Theil der Bevölkerung und der Stadt, wie auch der schönen Umgegend gesehen. Die Gegend gehört zu den schönsten und freundlichsten, die man sich denken kann. Die schönen Villen liegen auf fruchtbaren Hügeln, welche die herrlichsten Aussichten über Fluß und Land darbieten. Die Bevölkerung ist ebenfalls von allen Sorten, guten und schlimmen, angenehmen und unangenehmen: es gibt da liebenswürdige Menschen, die man bitten möchte lange, immer bei uns zu bleiben, und wieder andere, die man dahin wünschte, wo der Pfeffer wächst. Doch ich habe meistens nur gute und angenehme gesehen und habe auch viel Gutes von ihnen genossen.

Auf einer großen Hochzeit sah ich dieser Tage drei junge Bräute, die alle sehr schön waren. Eine von ihnen aber war so ausgezeichnet und sah so innig liebenswürdig aus, daß ich ihr von ganzem Herzen ein „Gott segne Sie“ sagen mußte. Eine Menge schöner Toiletten und schöner Gesichter sah ich hier ebenfalls. Die Amerikanerinnen kleiden sich gut und geschmackvoll,

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Fredrika Bremer: Die Heimath in der neuen Welt, Zweiter Band. Franckh, Stuttgart 1854, Seite 409. Digitale Volltext-Ausgabe bei Wikisource, URL: https://de.wikisource.org/w/index.php?title=Seite:Die_Heimath_in_der_neuen_Welt,_Zweiter_Band.djvu/427&oldid=- (Version vom 20.8.2021)