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Fredrika Bremer: Die Heimath in der neuen Welt, Zweiter Band

möchte ich nicht reisen! Was möchte ich nicht sehen von Allem, was auf der großen, weiten Erde Bedeutsames in der Natur und dem Volksleben vorhanden ist! Die ganze Erde möchte ich mein nennen. Warum ist das Leben so kurz?? …




Cincinnati, den 29. November. 

Gestern wurde hier das Dankfest (Thankgivings) gefeiert, eines der wenigen Nationalfeste der neuen Welt und ein Fest, das von allen Völkern gefeiert werden sollte, als eines der würdigsten für eine edle und hellsehende Menschheit. Es wird an einem Werktag gefeiert, der dadurch zum Festtag gemacht wird. Ich war Vormittags in der Baptistenkirche. Der Priester, ein talentvoller Mann, nahm nächst der Danksagung für allgemeine und Privatwohlthaten, die aufgezählt wurden, die Sklavereifrage in den Vereinigten Staaten zum Text. Man habe ihm vorgeworfen, daß er es nicht wage, sich über diesen Gegenstand auszusprechen. Er wolle den Verdacht von sich abwälzen und beweisen, daß er keine Furcht kenne. Er verurtheile die Sklaverei und beklage ihre Einführung in Amerika. Aber er verurtheile auf gleiche Weise das Benehmen der Abolitionisten. Diese haben die Stellung erschwert, sie haben die Emancipation innerhalb Amerikas unmöglich gemacht. Der Prediger meinte, es seien nie weniger Aussichten für Aufhebung der Sklaverei vorhanden gewesen, als eben jetzt. Nie haben die Staaten des Südens mit festerer Hand die Sklavenkette ergriffen. Durch Drohungen und Trotz

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Fredrika Bremer: Die Heimath in der neuen Welt, Zweiter Band. Franckh, Stuttgart 1854, Seite 477. Digitale Volltext-Ausgabe bei Wikisource, URL: https://de.wikisource.org/w/index.php?title=Seite:Die_Heimath_in_der_neuen_Welt,_Zweiter_Band.djvu/495&oldid=- (Version vom 20.8.2021)