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Fredrika Bremer: Die Heimath in der neuen Welt, Zweiter Band

Indianerstadt an dem weißen Fluß Washita, bei einem friedlichen Indianerstamm, der Ackerbau trieb und feste Städte hatte. Die jungen Cavaliere verübten gegen die friedlichen Einwohner alle Arten von Grausamkeit, die ihnen ihre Launen eingaben. Soto selbst hatte, sagt man, keine Freude an Grausamkeiten. Aber die Rechte und das Leben der Indianer wurden für Nichts angesehen.

Im Frühling des folgenden Jahres beschloß Soto den Washita bis zu seiner Mündung zu verfolgen, um Nachrichten vom Meere zu erhalten. Er verirrte sich in den Morästen längs dem rothen Fluß und seinen Nebenflüssen. In einer Provinz, genannt Guachoga, fragte er den Häuptling, wie weit es von da bis zum Meere sei. Der Häuptling konnte es nicht sagen. „Gibt es bis zur Mündung des Flusses bewohnte Orte im Lande?“ Man antwortete, das Land sei weiter nichts als eine unbewohnte Sumpfgegend. Soto wollte an eine so beängstigende Angabe nicht glauben und sandte Reiter aus, um das Land südwärts dem Missisippi entlang zu untersuchen. Sie konnten in 8 Tagen nicht über 30 Meilen weit kommen, da sie jeden Augenblick durch Moräste in den dicken Wäldern und durch undurchdringliches Geröhricht aufgehalten wurden.

Der Gouverneur vernahm ihren Bericht mit düsterem Schweigen. Pferde und Leute starben rings um ihn her und die Indianer begannen immer gefährlicher zu werden. Er versuchte einen Indianerstamm in der Nähe von Natchez dadurch zu ängstigen, daß er sagte, er sei von übernatürlicher Herkunft, und er verlangte von den Eingeborenen Gehorsam.

Der Häuptling antwortete: „Du sagst, daß Du der Sohn der Sonne seist. Trockne diesen Fluß aus und ich will Dir glauben.“

Ferdinand von Soto vermochte nicht mehr zu ängstigen oder zu strafen.

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Fredrika Bremer: Die Heimath in der neuen Welt, Zweiter Band. Franckh, Stuttgart 1854, Seite 497. Digitale Volltext-Ausgabe bei Wikisource, URL: https://de.wikisource.org/w/index.php?title=Seite:Die_Heimath_in_der_neuen_Welt,_Zweiter_Band.djvu/515&oldid=- (Version vom 20.8.2021)