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Er atmete schwer …

„Sie … wurde meine Frau, Olaf … Sie ist es noch heute.“

Ich saß wie versteinert da. In meinem Hirn tasteten die Gedanken rückwärts in die Vergangenheit … und wieder sank ein Teil der Schleier, die mir die Geschehnisse dunkel und vieldeutig gemacht hatten.

Vincent rauchte krampfhaft … Er suchte seiner Erregung Herr zu werden.

„… Unsere Ehe war zunächst sehr glücklich,“ sagte er leise … „Aber Lylian und ich glichen uns in vielem so vollständig, daß wir gerade infolge gemeinsamer geistiger Interessen und infolge gleichen Bildungsgrades bei Gesprächen über wissenschaftliche Fragen oder Beurteilung von Büchern hart aneinander gerieten. Ich war ein … Starrkopf, sie erst recht, – das, was in anderen Ehen ein neues seelisches Band hätte werden können, ward bei uns zum kalten Messer, das uns trennte.“

„Das … begreife ich nicht,“ meinte ich noch völlig benommen.

„Oh, – Lylian schriftstellerte … Lylian schrieb an einem Werk über die Geschichte Abessiniens, und ich … hatte vor unserer Ehe denselben Ehrgeiz gehabt, ein gleiches Werk nach bestem Quellenmaterial zu schaffen. – Genug, – ich war so töricht, Lylians geistige Überlegenheit als lästig zu

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Max Schraut: Die Herrin der Unterwelt. Verlag moderner Lektüre G.m.b.H., Berlin 1930, Seite 165. Digitale Volltext-Ausgabe bei Wikisource, URL: https://de.wikisource.org/w/index.php?title=Seite:Die_Herrin_der_Unterwelt.pdf/166&oldid=- (Version vom 31.7.2018)