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als Hebel das Maul auf. Der Unterkiefer war wie bei den meisten Schlangen nur durch Muskelbänder mit dem Oberkiefer verbunden, und der Rachen klaffte daher so weit, daß ich nun wohl die alte Mär glauben mußte, solch ein Ungetüm könnte ein ganzes Warzenschwein verschlingen.

Vincent tauchte auf, winkte mir zu …

„Sie sind ausgekniffen, Olaf … Das Lager ist leer …“

Dann erst erblickte er meine Beute im Grase.

„Donnerwetter, hast du Glück gehabt?!“

Das war seine Ansicht.

Ich rieb mir die schmerzende Brust …

„Glück – nun ja …!“

„Kolossalen Dusel!“ nickte er. „Solch Vieh kriegt man in zehn Jahren nicht zu sehen! – Schnell, häuten wir es sofort ab … Du hältst den Kopf, ich schneide einen Kreis um den Kopf, und dann wirst du staunen, wie lose die Pelle sitzt!“

Ich staunte allerdings …

„So fix kann ich mich ja nicht mal ausziehen, Vincent!“

„Hm, das hat seine Gründe, mein Sohn. Du wechselst deine Haut auch nicht, oder doch nur unmerklich, aber jede Schlange häutet sich … In der kritischen Zeit, wenn die neue Haut unter der alten Schwarte sich zu bilden beginnt, sitzt diese Oberpelle so lose, daß – – na, du siehst es ja, – eine alte Jungfer kann sich den Gummistrumpf

Empfohlene Zitierweise:
Max Schraut: Die Herrin der Unterwelt. Verlag moderner Lektüre G.m.b.H., Berlin 1930, Seite 72. Digitale Volltext-Ausgabe bei Wikisource, URL: https://de.wikisource.org/w/index.php?title=Seite:Die_Herrin_der_Unterwelt.pdf/73&oldid=- (Version vom 31.7.2018)