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„Nein, nur ein Hindernis, Mary. Ich stehe zwischen zwei Pflichten. Aber ich bin bei Ihnen, und ich bleibe, bis ich Sie mitnehmen kann.“ –

So war der Tag in leiser Mißstimmung verstrichen. Abends schoß ich eine junge Antilope, holte reichlich Trinkwasser, schleppte einen Rucksack voll Früchte für den Affen Guza, dem Turst die „Ehre ohne h“ ausgeschnitten hatte, und bereitete dann unser Abendessen, hängte das Fleisch in den Kamin, um es leicht anzuräuchern, und ließ mir von Mary kleine Skandalgeschichten aus Hollywood erzählen.

Mary war eine ehrliche Seele. Sie deutete taktvoll an, daß sie bereits so manche Liebesaffäre hinter sich habe …

„Was man so Liebe nennt, Olaf …! Ich bin aus den Südstaaten, und in meinen Adern fließt eine Spur Indianerblut, ich habe Temperament … Aber – – Liebe, – so jene Liebe, die wir filmen und bei der das Seelische immer in den Vordergrund gerückt wird, damit das Happy End nachher um so knalliger wirkt, – – ob es die Liebe wirklich gibt?!“

Mary und ich waren sehr gute Freunde geworden.

Ihr Krankenlager hatte so manches notwendig gemacht, was das Schamgefühl herabgemindert hatte. Sie kokettierte nicht, sie war mir wie eine liebe Schwester.

Sie … mir.

Empfohlene Zitierweise:
Max Schraut: Die Herrin der Unterwelt. Verlag moderner Lektüre G.m.b.H., Berlin 1930, Seite 79. Digitale Volltext-Ausgabe bei Wikisource, URL: https://de.wikisource.org/w/index.php?title=Seite:Die_Herrin_der_Unterwelt.pdf/80&oldid=- (Version vom 31.7.2018)