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Gottfried Keller: Die Leute von Seldwyla, 2. vermehrte Auflage

Wiedersehen mit Justinen herbeiführte, so daß er die Verletzung des morgenländischen Gebotes:

Mit einer Blume nur zu schlagen
Ein Frauenbild, nicht sollst Du wagen!

welches ihm nachher einfiel, schließlich doch nicht bereute.


Ursula und ihre Tochter waren von dem Zusammentreffen der getrennten Gatten in ihrer Wohnung gerührt und erfreut; sie betrachteten es als eine weitere Fügung Gottes, wobei ihnen zweifelhaft erschien, ob die begonnene Glaubenslehre ihren Fortgang haben werde; denn sie trauten dem Herrn Meyenthal nicht ganz. Sie stellten daher die Sache einem Höheren anheim und schwiegen jetzt bescheiden von derselben; sogleich nahm auch Ursula ihr Tabaksdöschen wieder zur Hand.

Jukundus und Justine sprachen indessen nicht viel und trachteten, in's Freie zu kommen. Nachdem sie über ihr Zusammentreffen an diesem Orte das Nöthigste sich erklärt hatten, verabschiedeten sie sich von den guten Christinnen, die Jukundus noch wohl kannte, und versprachen ihnen weitere Nachricht und Theilnahme. Als sie durch das Gelaß des Oelweibes gingen, war dieses nicht zu sehen und mußte sich ver

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Gottfried Keller: Die Leute von Seldwyla, 2. vermehrte Auflage. Göschen, Stuttgart 1874, Seite 249. Digitale Volltext-Ausgabe bei Wikisource, URL: https://de.wikisource.org/w/index.php?title=Seite:Die_Leute_von_Seldwyla_3-4.pdf/525&oldid=- (Version vom 31.7.2018)