Seite:Die Systematik des ältesten Römischen Münzwesen.djvu/18

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für diese, vielmehr wurden, wie bereits erwähnt, sofort zwei Münzstätten errichtet, die eine für Bronzeguss in Rom, die andere für Silberprägung in Capua.

Dass diese in den Zentren beider Reichshälften, der latinischen und der campanischen, errichteten Münzstätten im Zusammenhange mit einander begründet wurden und dass sie je länger je mehr nach durchaus einheitlichem von der Hauptstadt ausgehendem Plane arbeiteten, wird aus der nachfolgenden Betrachtung ihrer Beziehungen evident werden. Ob ihre Tätigkeit bereits im Jahre 338 begann dürfte zu bezweifeln sein; jedenfalls lässt sich ihr Beginn nicht auf einen früheren Zeitpunkt, insbesondere nicht sofort auf die erste Berührung Roms und Capuas im Jahre 343 ansetzen. Alle derartigen Neuordnungen erfordern eine gewisse Zeit, wie denn auch nach der Erorberung Tarent’s noch vier Jahre verstrichen bis Rom zur Denarwährung überging. Eher dürfte das Jahr 335 als das Jahr des Beginns der Münzung anzunehmen sein.

Bei dieser Annahme deckt sich das von Samwer-Bahrfeldt aus den Stilkriterien gewonnene Ergebnis mit dem Resultate der historischen Ermittelung. Keinesfalls darf jedoch auch ein wesentlich späterer Beginn der Libralmünzung vermuthet werden. Hiergegen spricht das Münzbild auf der Rückseite der römischen Libralserie, denn gerade noch unter dem frischen Eindrucke der Ereignisse des grossen Jahres 338 wurde die prora auf die Rückseite ihrer sämtlichen Nominale gesetzt. Vergebens frug man sich bisher, indem man von einem zu hohen Alter des römischen Schwergeldes ausging, weshalb das in so früher Zeit noch nicht seemächtige Rom gerade die prora als Stadtwappen gewählt habe. Zur Erklärung verschmähte man nicht auf älteste Sagen zurückzugreifen, so auf die Sage, dass Janus zu Schiff am Janiculus angelangt sei und Ähnliches mehr. Jetzt, nachdem der geschichtliche Zusammenhang erkannt ist, schwinden diese unsicheren Vorstellungen und die prora der urbanen Reihe wird zu einem wichtigen historischen Monument. Denn zu der Zeit, da Rom zu münzen begann, hatte es in der Tat auch zur See die Vormachtstellung bereits gewonnen. Schon im Jahre 348 hatte es mit Carthago den ersten Freundschafts- und Schiffahrtsvertrag geschlossen. Im Jahre 338 aber wurde nach hartem Kampfe Antium, die bis dahin seemächtigste Stadt der latinischen Küste erobert, ihre Schiffe teils verbrannt, teils nach Rom übergeführt und die rostra der zerstörten Schiffe auf dem Forum aufgerichtet. „Rostra id templum appellatum“ heisst es bei Livius VIII, 14. Die prora ist daher kein Stadtwappen, sie ist ein Siegeszeichen und in diesem Zusammenhange ein sprechender Beleg für die Tatsache, dass die römische Reihe nicht vor das Jahr 338 datiert werden darf.


Empfohlene Zitierweise:
Ernst Justus Haeberlin: Zum Corpus numorum aeris gravis. Verlag der „Berliner Münzblätter“, Berlin 1905, Seite 16. Digitale Volltext-Ausgabe bei Wikisource, URL: https://de.wikisource.org/w/index.php?title=Seite:Die_Systematik_des_%C3%A4ltesten_R%C3%B6mischen_M%C3%BCnzwesen.djvu/18&oldid=- (Version vom 31.7.2018)