Seite:Die Systematik des ältesten Römischen Münzwesen.djvu/51

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Da der letztere Gesichtspunkt der praktisch wichtigste ist, so empfiehlt es sich sie auch in der Folge kurzweg die „latinischen Reihen“ zu nennen. Es bleibt höchstens noch die Frage, ob sie (mit Ausnahme der in Rom gegossenen schweren Janus )( Merkurreihe und der calenischen Becherserie) sämtlich in Capua gegossen sind, oder ob ihr Guss auch noch in anderen Städten Campaniens bewirkt wurde. Letztere Möglichkeit vermag ich nicht anzunehmen. Die Bedeutung der übrigen Orte ist Capua gegenüber eine zu geringe als dass angenommen werden könnte, Rom hätte auch anderwärts in Campanien Münzstätten errichtet. Es ist hierbei insbesondere auch zu beachten, dass die capuanische gleich der römischen Offizin Hauptmünzstätte ist, nicht zu verwechseln mit der Kategorie römischer Nebenmünzstätten, in denen nur Münzen urbanen Gepräges mit dem Zusatze der Ortsinitiale zu der Aufschrift ROMA hergestellt wurden und deren älteste Luceria, jedoch auch diese erst seit der Zeit der Reduktion, war. Ausserdem erscheint es in der Natur der Sache begründet, dass ein so geschlossenes Münzsystem, wie es hier vorliegt, nur nach grossen Gesichtspunkten an einem Orte durchführbar war, nicht zeitlich und örtlich unter verschiedene Münzstätten zersplittert werden konnte.

Die römische und die capuanische Münzstätte haben an Schwergeld ein ungemein viel grösseres Quantum produzirt als alle Münzstätten der autonomen Einzelgemeinden zusammengenommen. Die Münzung der letzteren liegt vor, abgesehen von der calenischen Becherserie, in den meist sehr seltenen, jedoch in sehr zahlreiche Sorten zerfallenden Einzelstücken, Assen bis Halbunzen, die sich zu bestimmten Reihen nicht vereinigen lassen. Die Numismatik nennt sie die „unbestimmten“ oder „Incerten“. Vom römischen Schwergeld (Proraserie und latinische Reihen) verzeichnen meine Listen über 6000, von den „Incerten“ noch nicht 500 Stücke. Hieraus ergibt sich die ungeheure Präponderanz Roms gegenüber den Einzelgemeinden gerade auch auf dem Gebiete des Münzwesens.

Es bleiben nun die drei noch übrigen Reihenbarren nachzuweisen. Dies sind:

  1. Anker )( Dreifuss, der Barren der schweren Apolloreihe,
  2. Dreizack )(Caduceus, der Barren der schweren Janus)(Merkurreihe,
  3. Hühner )( rostra, der Barren der römischen Reduktion.

Zu V. Barren: Anker )( Dreifuss. Bereits auf S. 39 wurden die Gründe angegeben, weshalb es richtiger erscheint von den beiden Dreifussbarren diesen der schweren Apolloserie anzureihen. Die innere Beziehung der Ähre sowohl, wie des Ankers zu dem Dreifuss der Rückseite bleibt vorerst dunkel. In den wenigen Jahren, seitdem der Barren mit der Ähre erst bekannt wurde, sind Deutungsversuche hierzu noch nicht unternommen worden. Die versuchten Erklärungen des Ankers

Empfohlene Zitierweise:
Ernst Justus Haeberlin: Zum Corpus numorum aeris gravis. Verlag der „Berliner Münzblätter“, Berlin 1905, Seite 49. Digitale Volltext-Ausgabe bei Wikisource, URL: https://de.wikisource.org/w/index.php?title=Seite:Die_Systematik_des_%C3%A4ltesten_R%C3%B6mischen_M%C3%BCnzwesen.djvu/51&oldid=- (Version vom 31.7.2018)