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unverletzt, hervor, ließ sich den zottigen Kopf streicheln und schüttelte dann aus seinem Petz die Erde heraus.

Als der Freiwillige endlich auf seinem Platze in der Schützenlinie wieder angelangt war, sah er mit Schrecken, welche Veränderungen in den letzten zehn Minuten seiner Abwesenheit sowohl im Vorgelände als auch bei den Seinen eingetreten waren. Die französische Artillerie, der die bei den Deutschen auf eine so weite Strecke verteilten Batterien natürlich keinerlei nennenswerten Schaden zuzufügen vermochten, hatte ihre Stellungen weit vorgeschoben und sich offenbar auf ihr Ziel tadellos eingeschossen. Das bewiesen die unaufhörlich in nächster Nähe krepierenden Schrapnells nur zu deutlich. Ebenso war aber auch die feindliche Infanterie mit starken Kräften bereits auf einige sechshundert Meter vorgedrungen. Ein Hagelschauer von Kugeln pfiff in allen Tönen um die mutigen Verteidiger herum, die hier, auf einem verlorenen Posten stehend, ausharren mußten bis zum letzten Mann und dabei schon derart große Verluste hatten, daß jeder einigermaßen energische Vorstoß von gegnerischer Seite die dünne deutsche Front über den Haufen werfen konnte.

Von Unteroffizier Webers Gruppe waren nur noch fünf Mann kampffähig. Zwei lagen mit Kopfschüssen regungslos da; der dritte hatte zwei Schüsse in den linken Arm erhalten und kroch eben langsam zurück, um sich zu dem hinter dem Dorfe Cossenette befindlichen Verbandsplatz zu begeben.

Weber rief jetzt dem Freiwilligen etwas ärgerlich zu: „Wo steckten Sie denn, Makull! Ich dachte schon, sie hätten sich vorsichtigerweise nach rückwärts konzentriert.“

Der junge Student, dessen linke Wange zwei knallrote Schmisse zierten, überhörte diese wohl nicht böse gemeinte Verdächtigung absichtlich und begann nun wie seine Kameraden ringsum Schuß auf Schuß nach dem Feinde hin abzugeben.

So verging eine halbe Stunde. Die deutschen Verluste mehrten sich in furchtbarer Geschwindigkeit. Der Mann rechts von Makull war urplötzlich ebenfalls nach vorn zusammengesunken und rührte sich nicht mehr. Dabei nahm die Heftigkeit des feindlichen Artillerie- und Gewehrfeuers immer noch zu. Die Franzosen, die offenbar durch ihre Flieger

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W. Belka: Die Versprengten. Verlag moderner Lektüre G.m.b.H., Berlin 1914, Seite 9. Digitale Volltext-Ausgabe bei Wikisource, URL: https://de.wikisource.org/w/index.php?title=Seite:Die_Versprengten.pdf/10&oldid=- (Version vom 31.7.2018)