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Die Herrn von Freiburg säumen nicht,

Dem Frevel folgt das Strafgericht.

Auf Falkenstein liegt schwere Acht,
Und Freiburgs Männer nahn mit Macht.

Ihr Schwert ist scharf, ihr Pfeil ist spitz,

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In Trümmer sinkt der Falkensitz.
(Ed. Br.)


56. Der Titisee.

Unterhalb der Seesteige stand in uralter Zeit eine reiche Stadt mit einem Kloster. Als die Ueppigkeit ihrer Bewohner so groß geworden war, daß sie Weißbrodlaibe aushöhlten, die Brosamen dem Vieh fütterten und in der Kruste wie in Schuhen umhergingen, versank die Stadt in die Erde, und an ihrer Stelle entstand der Titisee. In dessen Tiefe ist bei hellem Wetter die Thurmspitze des Klosters noch sichtbar, das, wenn jenes zu Friedenweiler versinkt, wieder aus dem Wasser emporsteigt.

Vor vielen Jahren fing der See an, auszubrechen. Da kam in der Nacht eine alte Frau, verstopfte unter zauberhaften Worten die Oeffnung mit ihrer weißen Haube und verhinderte dadurch den Ausfluß. Von der Haube verfault jedes Jahr ein Faden, und wenn der letzte verwesen ist, bricht der See aus und überschwemmt das ganze Dreisamthal.

Nachdem es schon Manche versucht hatten, die Tiefe des See’s zu ergründen, fuhr auch Einer auf einem Kahn in die Mitte desselben und warf an einer fast endlosen Schnur das Senkblei aus. Schon waren achtzehn Spulen Faden

Empfohlene Zitierweise:
Heinrich Schreiber: Die Volkssagen der Stadt Freiburg im Breisgau. Franz Xaver Wrangler, Freiburg 1867, Seite 101. Digitale Volltext-Ausgabe bei Wikisource, URL: https://de.wikisource.org/w/index.php?title=Seite:Die_Volkssagen_der_Stadt_Freiburg_im_Breisgau.djvu/107&oldid=- (Version vom 31.7.2018)