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Ursprünglich könnte es ebenfalls einem Florentiner, und zwar dem Franciabigio angehört haben; in keinem Falle aber der Schule Raffael’s. In der Bestimmung des lieblichen Madonnenbildchens, No. 77, muß ein Druckfehler Herrn Hübner entgangen sein, da ja dieses Gemälde nicht dem Senesen Vincenzo da S. Gimignano, einem Maler aus den ersten Decennien des 16. Jahrhunderts, angehören kann, sondern vielleicht eher dem Giacinto Gimignani aus Pistoja, im Jahre 1611 geboren und 1681 gestorben, ursprünglich zugeschrieben war.

Ueber das runde Kupferblechschild mit dem grau in grau oder besser schwarz in schwarz darauf gemalten Reitergefechte scheint mir ein kluges Stillschweigen angemessen. Jedenfalls darf diese Malerei nicht dem Polidoro da Caravaggio zugemuthet werden[1].

Echt und sehr charakteristisch für den Meister ist dagegen die h. Familie, genannt „la Madonna della Catina“, von Giulio Romano, No. 82. Vasari bespricht dies Bild im „Leben des Garofolo.“ Es gehörte dereinst dem Cesare Gonzaga.

Die andern bedeutenderen Gemälde, die im Hübner’schen Kataloge der römischen Schule beigezählt werden, wie die unter den Nummern 79, 80 und 84, habe ich schon bei Besprechung der bolognesisch-ferraresischen Malerschule, zu der dieselben meiner Ansicht nach gehören, berührt.


  1. Ich habe mich schon bei Besprechung der vermeintlichen Magdalena des Correggio über die in Italien auf Kupfer gemalten Bilder ausgesprochen, wo ich nachzuweisen versuchte, daß dieselben fast ausschließlich Niederländern[a 1] aus dem Ende des 16. oder dem Anfange des folgenden Jahrhunderts angehören. Die Bezeichnung C. F., d. h. Caldara fecit, hat gar keinen Sinn, da ja kein Werk bekannt ist, auf dem der Name Polidoro Caldara zu lesen wäre, und weil überdies, hätte sich dieser Meister unterzeichnet, er höchst wahrscheinlich den Namen Polidorus hingesetzt haben würde. Auch ist der Geschlechtsname Caldara, den man dem Polidoro gegeben, sehr problematisch.

Druckfehlerverzeichnis

  1. Vorlage: Niederländer
Empfohlene Zitierweise:
Giovanni Morelli (Pseudonym Ivan Lermolieff): Die Werke italienischer Meister in den Galerien von München, Dresden und Berlin. Verlag von E. A. Seemann, Leipzig 1880, Seite 250. Digitale Volltext-Ausgabe bei Wikisource, URL: https://de.wikisource.org/w/index.php?title=Seite:Die_Werke_italienischer_Meister_(Morelli).pdf/269&oldid=- (Version vom 31.7.2018)