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Die mailändische Malerschule spaltete sich jedoch im letzten Decennium des 15. Jahrhunderts in zwei Branchen, wovon die eine von Lionardo da Vinci direkt abhing, die andere nur indirekte Einflüsse von ihm in sich aufnahm.

Die Malerschule von Lodi ist hauptsächlich durch die Familie Piazza vertreten[1].

Unter den Repräsentanten der Pavesischen Schule finden wir keinen, etwa den Bernardino dei Conti ausgenommen, der sich über die Mittelmäßigkeit erhoben hätte. Lorenzo und Bernardino Fasolo, Pierfrancesco Sacchi und sein schwacher Schüler Cesare Magni[2] sind eben alle nichts als Nachahmer, die zwar die Technik gut erlernt und daher Werke zu Stande brachten, die ihrer lieblichen Farbenharmonie halber immerhin einen angenehmen Eindruck auf’s Auge des Beschauers hervorbringen, die aber Geist und Herz kalt lassen. Zudem besitzen die von ihnen dargestellten Figuren alle mehr oder minder jene leichte Anmuth im Ausdrucke, in


  1. Vom alten Bertino, der dem Filarete zufolge im Po umgekommen sein soll, sind keine Werke vorhanden, wohl aber von seinen Nachkommen, den Brüdern Martino und Albertino Piazza, in mehreren Kirchen von Lodi und in Castiglione d’Adda; von Albertino in der städtischen Galerie von Bergamo „Vermählung der h. Katharina“ (No. 199), dort in die römische(?) Schule verwiesen; bei Herrn Frizzoni-Salis in Bergamo eine „Anbetung der Hirten“; von Martino Piazza in der Ambrosiana zu Mailand ein mit dem Monogramm (Martinus Platea Pinxit) bezeichnetes Bildchen u. s. f.
  2. Baron von Rumohr (Drei Reisen in Italien) verwechselte diesen Cesare Magni (in einem Bilde, damals beim Herzog Melzi in Mailand, gegenwärtig bei Herrn Cook in London) mit Cesare da Sesto. „Im Hause Melzi: eine Madonna, das Kind ganze Figur, von Cesare da Sesto, in hübscher Landschaft. Auch hier neigt sich einiges zu Lionardo. Ich würde den Cesare da Sesto für dessen Schüler halten, fiele seine Wirksamkeit nicht in zu späte Zeit. Hier liest man: Cesar Triagrius (Magnus ) pinxit 1530.“
    Bilder von Cesare Magni im Dome von Vigevano und in Saronno.
Empfohlene Zitierweise:
Giovanni Morelli (Pseudonym Ivan Lermolieff): Die Werke italienischer Meister in den Galerien von München, Dresden und Berlin. Verlag von E. A. Seemann, Leipzig 1880, Seite 454. Digitale Volltext-Ausgabe bei Wikisource, URL: https://de.wikisource.org/w/index.php?title=Seite:Die_Werke_italienischer_Meister_(Morelli).pdf/473&oldid=- (Version vom 31.7.2018)