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unmöglich beobachtet werden konnten, zumal die Nächte jetzt sehr dunkel waren.

Nun erschienen ihm aber die Aussichten auf eine erfolgreiche Durchführung dieses zweiten Streiches, des Bootsraubes, plötzlich recht gering. Er verhehlte sich nicht, daß es ein Spiel auf Leben und Tod war, daß der geringste Fehler ein völliges Scheitern dieses Wagnisses zur Folge haben würde.

Da kehrte jedoch Fritz Blümke bereits zurück. Und das brachte ihn wieder auf andere Gedanken.


Hendrich ließ jetzt den Maat als ersten heraus.

„Die eigentümliche Lage, in der wir, mein Gefährte und ich, uns befinden, zwingt mich leider dazu, Euch drei zu fesseln,“ sagte er zu dem rüden Menschen, der jetzt jedoch auffallend kleinlaut war und ohne Widerstand duldete, daß ihm die Hände auf dem Rücken zusammengeschnürt wurden.

„Ich hoffe aber“, fuhr der Leutnant dann fort, „das diese für einen Soldaten nicht ganz passende Behandlung sehr bald ein Ende hat“, worauf der Engländer erwiderte, er und seine Kameraden hätten sich bereits in ihr Schicksal ergeben und würden alles genau befolgen, was ihnen befohlen würde.

Diese Zahmheit des vorhin so anmaßenden Seemannes kam dem Leutnant recht verdächtig vor. Nachdem dann auch die beiden anderen Matrosen gebunden waren, wurden allen dreien die Taschen durchsucht, wobei sich herausstellte, daß der Maat noch im Besitze einer 6-Millimeter-Mehrladepistole war. Die Leute hatten jedoch nur wertlose und ungefährliche Gegenstände bei sich. Merkwürdig war, daß sie keine Taschenmesser mit sich führten. Als Fritz Blümke dann aber auf Hendriks Befehl die Felsspalte genau absuchte, fand er dort unter Steine versteckt drei starke Klappmesser, wie sie Matrosen bei sich zu tragen pflegen. Die Engländer hatten sich ihrer entledigt, weil sie wohl mit einer Visitation ihrer Kleider rechneten. Harmlos waren die Leute also keineswegs, und Hendrich sorgte denn auch dafür, daß sie in der Felsspalte durch eine starke Leine, die man durch die Handfesseln zog, noch

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W. Belka: Ein Luftschifferabenteuer. Verlag moderner Lektüre G.m.b.H., Berlin 1916, Seite 22. Digitale Volltext-Ausgabe bei Wikisource, URL: https://de.wikisource.org/w/index.php?title=Seite:Ein_Luftschifferabenteuer.pdf/23&oldid=- (Version vom 31.7.2018)