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banger Sorge. Kam der Zerstörer, der vielseicht durch besondere Umstände ferngehalten worden war, am Tage nach der kleinen Inselgruppe, dann hatten die Deutschen das gewagte Spiel verloren, dann konnten sie sicher sein, von den Engländern wegen der Überwältigung der drei Seeleute vor ein Kriegsgericht gestellt zu werden.

Es wurde heller und heller. Dann tauchte die Sonne im Osten aus dem Meere auf, ein wunderbares Schauspiel mit prachtvollen Farbeneffekten, das die Robinsons schon mehr wie einmal mit Entzücken genossen hatten.

Die See war leer. Nirgends eine Rauchwolke, ein Segel – nichts.

Der Tag verging den beiden Deutschen in dauernder Spannung und Unruhe. Die Gefangenen benahmen sich zum Glück ganz folgsam, so daß man mit ihnen weiter keine Schwierigkeiten hatte. Immer wieder erkletterten Hendrich und der Knabe abwechselnd den Felshügel, um nach dem Zerstörer auszuschauen, und wieder wurde gegen elf Uhr abends dann eine Rakete abgebrannt – die letzte.

Nichts ereignete sich. Auch diese Nacht verstrich. Kein Fahrzeug ließ sich blicken. Nicht anders war es am folgenden Tage und in der nächsten Nacht. Jetzt wurde Hendrich jedoch stutzig. Hier stimmte irgend etwas nicht. – Sollte der Maat vielleicht gelogen haben und wollte der Zerstörer erst später die Gruppe anlaufen? Aber – wozu dann die Raketen, wenn diese Vermutung zutraf?! War zwischen dem Kommandanten des Kriegsschiffes und dem Maat vereinbart worden, daß die drei Seeleute erst etwa nach fünf Tagen oder einer Woche abgeholt werden sollten, so waren doch die Raketen überflüssig, weil sich inzwischen längst entschieden haben mußte, ob die Deutschen sich wirklich auf den Eilanden verborgen hielten.

Hendrich teilte diese seine Bedenken und die Erwägungen, zu denen er auf Grund der vorhandenen Tatsachen veranlaßt worden war, seinem kleinen Gefährten ausführlich mit. Dieser gab ihm vollkommen recht, daß das Mißtrauen in die Äußerungen des englischen Maates nur zu begründet sei. Nach reiflichem Überlegen kamen die beiden dann zu dem Entschluß, den Engländer in ein strenges Verhör zu nehmen. Dies hatte jedoch ebenfalls

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W. Belka: Ein Luftschifferabenteuer. Verlag moderner Lektüre G.m.b.H., Berlin 1916, Seite 24. Digitale Volltext-Ausgabe bei Wikisource, URL: https://de.wikisource.org/w/index.php?title=Seite:Ein_Luftschifferabenteuer.pdf/25&oldid=- (Version vom 31.7.2018)