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während in der Tiefe dichte Wolkenmassen jede Aussicht versperrten.

Abermals nahm der Leutnant, der vor Frost nicht weniger zitterte als sein jugendlicher Gefährte, seine Zuflucht zu der Feldflasche, die er dann Fritz Blümke reichte. Eine angenehme Mattigkeit, eine tiefe Gleichgültigkeit gegen alles überkam bald die beiden Luftfahrer. Der Knabe schlief zuerst ein. Hendrich suchte ihn vergeblich auf alle mögliche Art munter zu halten. Es gelang ihm nicht. Und schließlich fielen auch ihm die Lider zu …

Weiter und weiter raste die Riesenwurst, hinweg über das Schwarze Meer, über Kleinasien. Längst war der Kurs ein anderer geworden. Dem Süden ging’s zu, die Hochebenen von Anatolien wurden überflogen, dicht über den schneebedeckten höchsten Spitzen des Taurus-Gebirges strich der Ballon hin. Und hier war es, wo starker Schneefall, der ihn mit einer weißen Decke überzog, ihn tiefer herabdrückte. Unter ihm rauschte jetzt die See, – das Mittelländische Meer war erreicht …

Die Kälte ließ nach. Es wurde wärmer und wärmer. Die weiße Haube des riesigen Luftseglers schmolz unter den Strahlen der südlichen Sonne. Trotzdem auf diese Weise die Belastung wieder geringer wurde, hielt sich der Ballon weiter in etwa 300 Meter Höhe. Der inzwischen eingetretene Gasverlust machte sich stetig mehr und mehr bemerkbar …


Östlich von der Insel Zypern liegen dicht beieinander im Dreieck drei winzige, unzugängliche Felseilande. Selbst die Seekarten verzeichnen sie nur als kleine Punkte. Niemand hat sich die Mühe gegeben, sie aus der Taufe zu heben. Unbeachtet ragen sie weitab von jedem Verkehr namenlos, verlassen aus dem Meere hervor.

Nach fünfstündigem Schlafe, der schon mehr einer todesähnlichen Erstarrung geglichen hatte, erwachte Leutnant Hendrich. Aber es dauerte eine geraume Weile, ehe er sich seiner Lage voll bewußt wurde.

Und welche Anstrengung kostete es ihn dann, auf die Füße zu kommen! Seine Glieder waren wie abgestorben

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W. Belka: Ein Luftschifferabenteuer. Verlag moderner Lektüre G.m.b.H., Berlin 1916, Seite 6. Digitale Volltext-Ausgabe bei Wikisource, URL: https://de.wikisource.org/w/index.php?title=Seite:Ein_Luftschifferabenteuer.pdf/7&oldid=- (Version vom 6.5.2018)