Seite:Elisabeth von Báthori (Hesperus) - 14.jpg

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der Vorwand hiezu gefunden, denn unvermeidlich war es, daß nicht die unerfahrnen Zofen manchen kleinen Fehler begiengen. Anfangs blieb es zwar nur bei härteren, gewöhnlichen Züchtigungen, allein bald labten diese das wilde Herz der unmenschlichen Frau zu wenig. Es wurden daher die Strafen erhöht, und bis zur grausamsten Marter ausgedehnt. Stecknadeln zwischen die Nägel der Hände eingesteckt, Geißlung mit Dornen-Peitschen bis auf 500 Streiche, Brennen mit glühenden Schlüsseln, kleine Schnitte mit Scheeren und Messern, waren gewöhnliche Strafen, und die verschiedenen Aeußerungen des schrecklichsten Schmerzens das angenehmste Schauspiel für die Tyrannin. Endlich ward auch die anfängliche Scheu, Menschen zu Tode zu martern, überwunden, und die Mädchen so lange gemißhandelt, bis sie ihren Geist aufgaben. Nackend wurden sie des Winters an den Brunnen gestellt, und dort mit kaltem Wasser begossen, auch wohl ganze Nächte dort angeschmiedet gelassen, oder des Sommers, mit Honig bestrichen, den Stichen der Insekten ausgesetzt. Mit in Oehl getränkten Baumwollenfäden umwand man ihre Finger, und zündete sie an; bei den Füssen aufgehangen schlug man sie so lange auf den Unterleib, bis er platzte; mit einem Worte, alles, was nur der sinnreichste Henkersknecht aussinnen konnte, jede Marter, die irgend jemals von den wüthendsten Verfolgern an ihren Gegnern ausgeübt ward, mußte an diesen unschuldigen Schlachtopfern versucht werden, um die nie zu ersättigende Mordlust dieses weiblichen Ungeheuers zu befriedigen.

      Zwey alte Weiber und ein Zwerg Namens Fitzko,[WS 1] der wegen seiner ausgezeichneten Talente in der teuflischen Kunst, neue Martern zu ersinnen, bei seiner Gebieterinn in besonderer Gunst stand, waren die schrecklichen Werkzeuge, deren sich Elisabeth zu ihrem satanischen Vergnügen bediente, obwohl sie oft auch selbst Hand dabei anlegte.

      Endlich entflammte noch ein unglückliches Ereigniß ihren unauslöschlichen, rasenden Blutdurst aufs höchste.

      Das annähernde Alter mußte manche dieser Reitze, in welche das eitle, unmenschliche Geschöpf seinen höchsten Stolz setzte, um so schneller im Verein mit den gräßlichsten Leidenschaften verwüsten, welche in diesem Gemüth wütheten.

      Sehr natürlich daher, wenn sie, die in der schwarzen Kunst wohlerfahrne, zu allen Hülfsmitteln der Toilette ihre Zuflucht nahm, um dem Verfalle ihrer Schönheit vorzubeugen, oder die Spuren der bereits angerichteten Verheerungen zu übertünchen.

      Bei einer dieser gewöhnlich langwierigen Putzstunden entbrannte ihr Zorn bei einem kleinen Versehen des aufwartenden Mädchens so heftig, daß sie mit geballter Faust ihr das Angesicht zerschlug. Ein Strom von Blut entquoll der Mißhandelten, und ein Paar Tropfen desselben benetzten die Wange der zürnenden Burgfrau, die nach dem Abwischen zu bemerken glaubte, daß die mit Blut benetzte Stelle an Zartheit und Weiße das ganze Antlitz überträfe. Plötzlich fuhr ihr in den Sinn, ein Baad von Jungfernblut müsse gleiche Wirkung auf ihrem ganzen Körper hervorbringen, und sey folglich das so lange doch stets vergebens gesuchte Mittel, sich wenigstens dem Anscheine nach zu verjüngen.

      Kaum war der Höllengedanke gefaßt, als auch über die Mittel der Ausführung mit den vertrauten bisherigen Henkershelfern berathschlaget wurde.

      Diese, gewohnt dem Befehle ihrer Frau blindlings zu gehorchen, und durch unzählige empörende Gräuelthaten ohnedies schon verhärtet, waren sogleich zu allem bereit. Nun wurden die Rollen vertheilt. Ein Paar Weiber aus dem anliegenden Markte wurden gemiethet, um unter mancherlei glänzenden Versprechungen stets andere Mädchen zum Dienste Elisabeths anzuwerben, und ein gleicher Befehl ward nach allen entfernteren Gütern gesandt. Die beiden Vertrauten vom Hause lockten die Getäuschten in einen abgelegenen Theil des Schlosses, wo eine Fallthüre sie in einen tiefen unterirrdischen Keller stürzte. Bald kamen diese Furien in Begleitung des Zwerges nach, ermordeten ihre unglückliche wehrlose Beute, und fiengen das noch rauchende Blut auf, um ihrer unmenschlichen Gebietherin das gräßliche Baad daraus zu bereiten. Dann war es die Sorge des Zwerges, den Leichnahm im Keller selbst, in einer Getreidgrube oder im Garten zu verscharren, oder auch wie dies öfter geschah, zur Nachtszeit aus dem Hause zu schaffen. Nie wurden die Eltern der unglücklichen Mädchen, wollten sie ihre Kinder besuchen, in das Schloß zugelassen; mancherlei Märchen ersann man, um sie zu entfernen, und wollte dies nicht gelingen, wurden sie auch wohl mit Gewalt weggebracht.

      So wurden mehrere Jahre hindurch zur Unterhaltung dieses gräßlichen Blutbaads beinahe 600 Mädchen verschiedenen Alters, oft gewaltsam ihren Eltern entführt, das Opfer der unbegränzten Grausamkeit und Eitelkeit Elisabeths. Endlich, weil keines der in dem Hofstaat aufgenommenen Mädchen wieder zum


Anmerkungen von Wikisource:

  1. Gemeint sind:
    • Helena Jo (auch Helene), Witwe des Stephan Nagy: Sie arbeitete zehn Jahre lang als Kindermädchen für die drei Töchter der Gräfin Báthory. Sie wurde später zum Tod auf dem Scheiterhaufen verurteilt.
    • Dorothea Széntes (genannt Dorkó), Witwe des Benedict Scöcs: Sie arbeitete fünf Jahre als Kammerzofe für die Gräfin; Sie wurde später zum Tod auf dem Scheiterhaufen verurteilt.
    • Johannes Ujvári (genannt Ficzkó, deutsch „Bursche“): Er war sechzehn Jahre lang Diener der Gräfin. Er wurde zu einer Enthauptung verurteilt, der Leichnam wurde danach auf dem Scheiterhaufen verbrannt.
Empfohlene Zitierweise:
Freyherr von M—y: Elisabeth Báthory. Eine wahre Geschichte.. Prag: , 1812, Seite 471. Digitale Volltext-Ausgabe bei Wikisource, URL: https://de.wikisource.org/w/index.php?title=Seite:Elisabeth_von_B%C3%A1thori_(Hesperus)_-_14.jpg&oldid=- (Version vom 18.8.2016)