Seite:Erläuterungen zu den ersten neun Büchern der Dänischen Geschichte des Saxo Grammaticus 451.jpg

aus Wikisource, der freien Quellensammlung
Fertig. Dieser Text wurde zweimal anhand der Quelle korrekturgelesen. Die Schreibweise folgt dem Originaltext.
Aslak, Menschenopfer. 441


gebracht, [369] 369dass sie auf Schlacht und Gefahren nicht achteten, sondern nur wie bezaubert auf Dich schauten. So hast Du tüchtiger mit dem Baumstamme, als andere mit dem Eisen gekämpft, und indem Du alles ohne Widerstand in Stücke schlugst, hast Du eine Thätigkeit ausgeübt, die für dänische und norwegische Augen unglaublich gewesen wäre, wenn man Dich nicht gesehen hätte. So aber hast Du der kleinen Zahl Deiner Leute gleiche Macht mit der Menge der Feinde gegeben, dass der Kampf, in dem so ungleiche Kräfte stritten, unentschieden bis in die Nacht währte; an Zahl waren die Streitkräfte ungleich, Dein Eingreifen aber hat es bewirkt, dass das Kampfglück gleich war. Da Du die sämtliche Bemannung des Schiffes teils durch den Baumstamm, teils durch die Fluten dem Tode geweihet, hast Du allein über viele Feinde einen bewundernswerten Sieg davongetragen; nur wenige, leichte Wunden hast Du erhalten. Diese That würde unglaublich erscheinen, wenn nicht Absalon sie als Gewährsmann in seinen Berichten überliefert hätte.


4. Menschenopfer.

(Als König Harald Blaatand erfuhr, dass Haquinus von Norwegen den Einfall Kaiser Ottos I. in Jütland benutzen wollte, um die Abhängigkeit von Dänemark abzuschütteln), [327] 327schickte er gegen Norwegen eine Schar Wikinger aus Wollin und übertrug die Rache für seine Missachtung dem Bo und Siwaldus als Anführern. Als Haquin ihre Streitkräfte sah, begriff er, dass ihm eine ausserordentlich schwere Aufgabe gestellt sei, und da er in sich nicht die Kraft fühlte, sie auf sich zu nehmen, so suchte er, wo er auf menschliche Hilfe nicht mehr baute, die Hilfe der Götter und warb um ihre Gunst durch ein unerhörtes Sühnmittel: er liess nämlich seine zwei hoffnungsvollen Söhne wie Opfertiere an den Altar treten und schlachtete sie, um sich den Sieg zu sichern, in einem frevelhaften Opfer; er bedachte sich nicht, den Besitz der Herrschaft mit der Vernichtung seiner Nachkommenschaft zu sichern und wollte lieber nicht mehr Vater heissen, als das Vaterland aufgeben. Kann man sich etwas Thörichteres

Empfohlene Zitierweise:
Saxo Grammaticus: Erläuterungen zu den ersten neun Büchern der Dänischen Geschichte des Saxo Grammaticus. Leipzig: Verlag von Wilhelm Engelmann, 1901, Seite 441. Digitale Volltext-Ausgabe bei Wikisource, URL: https://de.wikisource.org/w/index.php?title=Seite:Erl%C3%A4uterungen_zu_den_ersten_neun_B%C3%BCchern_der_D%C3%A4nischen_Geschichte_des_Saxo_Grammaticus_451.jpg&oldid=- (Version vom 31.7.2018)