Seite:Erzählungen vom Oberharz in Oberharzer Mundart von Louis Kühnhold – Heft 10.pdf/19

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’s schtöhnte Manniger of sän Loger[1]:
„Ach liewer Gott wie waar ich moger[2],
Wänn sich dis balle nett wieder gitt,
Macht Mannicher dos Fast gewiß nett mit.

235
     Nu waarsch su ä Decembertog,

Do wußte Käner wiene geschog,
’s waar ä Ränne of d’n Schtroßen
Un Alles waar gans ausgelosen.
Die Kranken schprange in d’r Heh,

240
Die Kinner schmiss’n sich in Schnee,

Un in dan Woong[3] auf un nieder,
Erklang: „Dausend Hectoliter!“

     Nu wuur ä Laam[4] un ä Gethu,
D’n gansen Tog ohne Rast un Ruh,

245
Hauptsachlich an d’n Nachmittog,

Do wuur an greßten äs Gewog.
Wie ’s letzte Faß, sein zurachtgemacht
Wuur noch d’n elften Warth gebracht.
Un Jung un Alt ging fruh un munter,

250
Als Gefolge mit „zur Börse“[5] nunter.


’s dauerte nett lang dänn im Nu,
Do fand dis Bier vor immer Ruh’,
Un frehlich wuur ’s Glos geschwänkt,
Wie d’r letzte Troppen beigesänkt.

255
Jetzt hußes: „Dis is fein gekumme,

Daß daar[6], daar sei gans Bier genumme.
Daar dis thate schteets frei un bieder,
Nu a verschänkt ’s 100 000 L.


  1. Loger = Lager.
  2. moger = mager.
  3. Woong = Wogen.
  4. Laam = Leben.
  5. zur Börse = „Gasthaus zur Börse“.
  6. daar = der.

Anmerkungen (Wikisource)