Seite:Erzählungen vom Oberharz in Oberharzer Mundart von Louis Kühnhold – Heft 9.pdf/20

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     Nu kaam d’r Summer, noog All’n ihr’n Sinn,

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Su ginger ohne Rähn a hin.

Un seit lange, lange Woch’n,
Waar gut Watt’r ununterbroch’n.
Nu huur m’r Viele wieder määne:
„’s kännte dreist all wieder rähne!“

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Jedoch d’r Rähn waar zu Aend,

’s Bloot[1] hatte sich jetzt gewänd.

     Un brooch[2] ä neier Tog nu aan,
Su dachte Jeder mit Schreck’n draan.
Dänn machtig brännten de Sunneschtrahl’n,

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Un verursachten Viel’n de greßten Qual’n.

Un draußen of Fald un Fluur,
Do sog m’r d’r Hitz’ deitliche Schpuur.
Un uumdrein[3] von farn un nah,
Drohte a noch de Chollera.

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     Un jetzt gaar mit Gramm und Kummer,

Klat’n Viele iewer zu treeng[4] Summer.
Doch ohne Rähn gings wätt’r Tog un Nacht,
Un trotzdan de Torner[5] äne Fahrt gemacht.
Su schtellte sich doch kä Imschlook[6] ein,

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’s schien wie wänns zu Aend sollte sein.

Dänn wänn sinst daar Verein hatte wos unternumme,
Su hatte m’r gewehnlich än Nass’n bekumme.

     Die Arndt[7] waar mitt’r Zeit eingebracht,
Un hatte sich gans gut gemacht.

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Jetzt ower kaams, daß m’r jeden Tog,

Nong Wasserschtand im Oderteich[WS 1] soog.


  1. Bloot = Blatt.
  2. brooch = brach.
  3. uumdrein = obendrein.
  4. treeng = trockenen.
  5. Torner = Turner.
  6. Imschlook = Umschlag.
  7. Arndt = Ernte.

Anmerkungen (Wikisource)