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Auffindung der Urform mitunter die Folgerichtigkeit zu Hilfe. Man hat auch Zweifel darüber geäussert, ob die Märchen ihrem Ursprung nach folgerichtig seien. Dazu sei bemerkt, dass jede Forschung von der Voraussetzung ausgeht, dass das von ihr benutzte Material aus vernünftigen Konzeptionen hervorgeht, ohne diese existiert keine Wissenschaft. Und dass es mit den Märchen so ist, das ist im Vorhergehenden schon gezeigt worden. Es ist gelungen, die Schicksale langer komplizierter Märchen zu erklären, und als Resultat hat sich eine einheitliche, harmonische Urform ergeben. Irrtümer sind natürlich auch auf diesem Gebiete möglich, aber mit dem Fortschreiten der Forschung werden sie allmählich richtiggestellt werden. Ich werde dies durch folgende Beispiele beleuchten. In dem Zaubervogelmärchen ist neben der Märchenform mit zwei Zauberkräften auch die Form mit einer Zauberkraft ziemlich verbreitet, wozu nur das Königwerden gehört. Wenn zu entscheiden ist, welche von diesen Fassungen ursprünglich ist, muss man in Betracht ziehen, dass die Anzahl der Verzehrer des Zaubervogels auch in der Märchenform mit einer Zauberkraft gewöhnlich zwei ist (Brüder). Zauber sind augenscheinlich ebenso viele wie Verzehrer vorhanden gewesen. Wenn einmal zwei Personen genannt werden, ist es folgerichtig, dass man von jedem der beiden auch etwas Besonderes zu erzählen hat. Und ein anderes Beispiel aus demselben Märchen. Wenn der Liebhaber der Frau verlangt, dass die Jungen, die Verzehrer des Vogels, geschlachtet und aus ihnen ein Braten zubereitet werden soll, heisst es bisweilen in verschiedenen Gegenden, dass die Mutter dieser grausamen Forderung ihren Beifall gibt. Dies geschieht nicht so oft, dass man den Zug wegen seiner Häufigkeit als ursprünglich auffassen könnte, aber in die Wagschale fällt noch der Umstand, dass die Jungen verhältnismässig oft am Schluss des Märchens auch die Mutter bestrafen und zwar auch in solchen Fällen, wo die Zustimmung

Empfohlene Zitierweise:
Antti Aarne: Leitfaden der vergleichenden Märchenforschung. Suomalaisen Tiedeakatemian Kustantama, Hamina 1913, Seite 46. Digitale Volltext-Ausgabe bei Wikisource, URL: https://de.wikisource.org/w/index.php?title=Seite:FFC13.djvu/50&oldid=- (Version vom 31.7.2018)