Seite:Faust II (Goethe) 005.jpg

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     Glitzern hier im See sich spiegelnd,
     Glänzen droben klarer Nacht;
     Tiefsten Ruhens Glück besiegelnd
     Herrscht des Mondes volle Pracht.

4650
     Schon verloschen sind die Stunden,

     Hingeschwunden Schmerz und Glück;
     Fühl’ es vor! Du wirst gesunden;
     Traue neuem Tagesblick.
     Thäler grünen, Hügel schwellen,

4655
     Buschen sich zu Schatten-Ruh;

     Und in schwanken Silberwellen
     Wogt die Saat der Ernte zu.

     Wunsch um Wünsche zu erlangen
     Schaue nach dem Glanze dort!

4660
     Leise bist du nur umfangen,

     Schlaf ist Schale, wirf sie fort!
     Säume nicht dich zu erdreisten
     Wenn die Menge zaudernd schweift;
     Alles kann der Edle leisten,

4665
     Der versteht und rasch ergreift.

(Ungeheures Getöse verkündet das Herannahen der Sonne.)

Ariel.
     Horchet! horcht! dem Sturm der Horen,
     Tönend wird für Geistes-Ohren
     Schon der neue Tag geboren.
     Felsenthore knarren rasselnd,

4670
     Phöbus Räder rollen prasselnd;
Empfohlene Zitierweise:
Johann Wolfgang von Goethe: Faust - Der Tragödie zweiter Teil. Tübingen 1832, Seite 5. Digitale Volltext-Ausgabe bei Wikisource, URL: https://de.wikisource.org/w/index.php?title=Seite:Faust_II_(Goethe)_005.jpg&oldid=- (Version vom 31.7.2018)