Seite:Faust II (Goethe) 016.jpg

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Dem Pöbelsinn verworr’ner Geister
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Entwickelt sich ein Widerstand,

Die Ketzer sind’s! die Hexenmeister!
Und sie verderben Stadt und Land.
Die willst du nun mit frechen Scherzen
In diese hohen Kreise schwärzen,

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Ihr hegt euch an verderbtem Herzen,

Dem Narren sind sie nah verwandt.

Mephistopheles.
Daran erkenn’ ich den gelehrten Herrn!
Was ihr nicht tastet, steht euch meilenfern;
Was ihr nicht faßt, das fehlt euch ganz und gar;

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Was ihr nicht rechnet, glaubt ihr sey nicht wahr;

Was ihr nicht wägt, hat für euch kein Gewicht;
Was ihr nicht münzt, das, meint ihr, gelte nicht.

Kaiser.
Dadurch sind unsre Mängel nicht erledigt,
Was willst du jetzt mit deiner Fastenpredigt?

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Ich habe satt das ewige Wie und Wenn;

Es fehlt an Geld, nun gut, so schaff’ es denn!

Mephistopheles.
Ich schaffe was ihr wollt und schaffe mehr;
Zwar ist es leicht, doch ist das Leichte schwer.
Es liegt schon da, doch um es zu erlangen

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Das ist die Kunst, wer weiß es anzufangen?

Bedenkt doch nur: in jenen Schreckensläuften,

Wo Menschenfluthen Land und Volk ersäuften,
Empfohlene Zitierweise:
Johann Wolfgang von Goethe: Faust - Der Tragödie zweiter Teil. Tübingen 1832, Seite 16. Digitale Volltext-Ausgabe bei Wikisource, URL: https://de.wikisource.org/w/index.php?title=Seite:Faust_II_(Goethe)_016.jpg&oldid=- (Version vom 31.7.2018)