Seite:Faust II (Goethe) 038.jpg

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Ein Haupt mit langen Zähnen, Schlangenrüssel,

Geheimnißvoll, doch zeig’ ich euch den Schlüssel.
Im Nacken sitzt ihm zierlich-zarte Frau,

5400
Mit feinem Stäbchen lenkt sie ihn genau;

Die andre drobenstehend herrlich-hehr
Umgibt ein Glanz der blendet mich zu sehr.
Zur Seite gehn gekettet edle Frauen,
Die eine bang, die andre froh zu schauen;

5405
Die eine wünscht, die andre fühlt sich frei,

Verkünde jede wer sie sey.

Furcht.
     Dunstige Fackeln, Lampen, Lichter,
     Dämmern durch’s verworrne Fest,
     Zwischen diese Truggesichter

5410
     Bannt mich, ach! die Kette fest.


     Fort, ihr lächerlichen Lacher!
     Euer Grinsen gibt Verdacht;
     Alle meine Widersacher
     Drängen mich in dieser Nacht.

5415
     Hier! ein Freund ist Feind geworden,

     Seine Maske kenn’ ich schon;
     Jener wollte mich ermorden,
     Nun entdeckt schleicht er davon.

     Ach wie gern in jeder Richtung

5420
     Flöh’ ich zu der Welt hinaus;

     Doch von drüben droht Vernichtung,

     Hält mich zwischen Dunst und Graus.
Empfohlene Zitierweise:
Johann Wolfgang von Goethe: Faust - Der Tragödie zweiter Teil. Tübingen 1832, Seite 38. Digitale Volltext-Ausgabe bei Wikisource, URL: https://de.wikisource.org/w/index.php?title=Seite:Faust_II_(Goethe)_038.jpg&oldid=- (Version vom 31.7.2018)