Seite:Faust II (Goethe) 125.jpg

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Nymphen (zu Faust).

     Am besten geschäh’ dir
     Du legtest dich nieder,

7265
     Erholtest im Kühlen

     Ermüdete Glieder,
     Genössest der immer
     Dich meidenden Ruh;
     Wir säuseln, wir rieseln,

7270
     Wir flüstern dir zu.


Faust.
Ich wache ja! O laßt sie walten
Die unvergleichlichen Gestalten
Wie sie dorthin mein Auge schickt.
So wunderbar bin ich durchdrungen!

7275
Sind’s Träume? Sind’s Erinnerungen?

Schon einmal warst du so beglückt.
Gewässer schleichen durch die Frische
Der dichten, sanft bewegten Büsche,
Nicht rauschen sie, sie rieseln kaum;

7280
Von allen Seiten hundert Quellen

Vereinen sich, im reinlich hellen,
Zum Bade flach vertieften Raum.
Gesunde junge Frauenglieder
Vom feuchten Spiegel doppelt wieder

7285
Ergötztem Auge zugebracht!

Gesellig dann und fröhlich badend,
Erdreistet schwimmend, furchtsam watend;

Geschrei zuletzt und Wasserschlacht.
Empfohlene Zitierweise:
Johann Wolfgang von Goethe: Faust - Der Tragödie zweiter Teil. Tübingen 1832, Seite 125. Digitale Volltext-Ausgabe bei Wikisource, URL: https://de.wikisource.org/w/index.php?title=Seite:Faust_II_(Goethe)_125.jpg&oldid=- (Version vom 31.7.2018)