Seite:Faust II (Goethe) 129.jpg

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Faust.

So wirst du mir denn doch gestehn:

7360
Du hast die Größten deiner Zeit gesehn,

Dem Edelsten in Thaten nachgestrebt,
Halbgöttlich-ernst die Tage durchgelebt.
Doch unter den heroischen Gestalten
Wen hast du für den Tüchtigsten gehalten?

Chiron.

7365
Im hehren Argonautenkreise

War jeder brav nach seiner eignen Weise,
Und, nach der Kraft die ihn beseelte,
Konnt’ er genügen wo’s den andern fehlte.
Die Dioskuren haben stets gesiegt

7370
Wo Jugendfüll’ und Schönheit überwiegt.

Entschluß und schnelle That zu andrer Heil,
Den Boreaden ward’s zum schönen Theil.
Nachsinnend, kräftig, klug, im Rath bequem,
So herrschte Jason, Frauen angenehm.

7375
Dann Orpheus, zart und immer still bedächtig

Schlug er die Leyer Allen übermächtig.
Scharfsichtig Lynceus, der, bei Tag und Nacht,
Das heilige Schiff durch Klipp’ und Strand gebracht.
Gesellig nur läßt sich Gefahr erproben:

7380
Wenn einer wirkt, die andern alle loben.


Faust.
Von Hercules willst nichts erwähnen?

Chiron.

O weh! errege nicht mein Sehnen…
Empfohlene Zitierweise:
Johann Wolfgang von Goethe: Faust - Der Tragödie zweiter Teil. Tübingen 1832, Seite 129. Digitale Volltext-Ausgabe bei Wikisource, URL: https://de.wikisource.org/w/index.php?title=Seite:Faust_II_(Goethe)_129.jpg&oldid=- (Version vom 31.7.2018)