Seite:Faust II (Goethe) 208.jpg

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Freiem Blicke starr entgegen. Ist’s ein Hof? ist’s tiefe Grube?
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Schauerlich in jedem Falle! Schwestern ach! wir sind gefangen,
So gefangen wie nur je.

(Innerer Burghof, umgeben von reichen phantastischen Gebäuden des Mittelalters.)

Chorführerin.

Vorschnell und thöricht, ächt wahrhaftes Weibsgebild!
Vom Augenblick abhängig, Spiel der Witterung
Des Glücks und Unglücks, keins von beiden wißt ihr je

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Zu bestehn mit Gleichmuth. Eine widerspricht ja stets

Der andern heftig, überquer die andern ihr;
In Freud’ und Schmerz nur heult und lacht ihr gleichen Ton’s.
Nun schweigt! und wartet horchend was die Herrscherin
Hochsinnig hier beschließen mag für sich und uns.

Helena.

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Wo bist du Pythonissa? heiße wie du magst,

Aus diesen Gewölben tritt hervor der düstern Burg.
Gingst etwa du, dem wunderbaren Heldenherrn
Mich anzukündigen, Wohlempfang bereitend mir,
So habe Dank und führe schnell mich ein zu ihm;

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Beschluß der Irrfahrt wünsch’ ich, Ruhe wünsch’ ich nur.


Chorführerin.
Vergebens blickst du, Königin, allseits um dich her;
Verschwunden ist das leidige Bild, verblieb vielleicht
Im Nebel dort, aus dessen Busen wir hieher,

Ich weiß nicht wie, gekommen, schnell und sonder Schritt.
Empfohlene Zitierweise:
Johann Wolfgang von Goethe: Faust - Der Tragödie zweiter Teil. Tübingen 1832, Seite 208. Digitale Volltext-Ausgabe bei Wikisource, URL: https://de.wikisource.org/w/index.php?title=Seite:Faust_II_(Goethe)_208.jpg&oldid=- (Version vom 31.7.2018)