Seite:Faust II (Goethe) 209.jpg

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Vielleicht auch irrt sie zweifelhaft im Labyrinth

Der wundersam aus vielen eins gewordnen Burg,
Den Herrn erfragend fürstlicher Hochbegrüßung halb.
Doch sieh, dort oben regt in Menge sich allbereits
In Galerien, am Fenster, in Portalen rasch

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Sich hin und her bewegend viele Dienerschaft,

Vornehm-willkommnen Gastempfang verkündet es.

Chor.
     Aufgeht mir das Herz! o, seht nur dahin,
     Wie so sittig herab mit verweilendem Tritt
     Jungholdeste Schaar anständig bewegt

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     Den geregelten Zug. Wie? auf wessen Befehl

     Nur erscheinen gereiht und gebildet so früh,
     Von Jünglingsknaben das herrliche Volk?
     Was bewundr’ ich zumeist! Ist es zierlicher Gang,
     Etwa des Haupts Lockhaar um die blendende Stirn,

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     Etwa der Wänglein Paar, wie die Pfirsiche roth,

     Und eben auch so weichwollig beflaumt?
     Gern biß ich hinein, doch ich schaudre davor,
     Denn in ähnlichem Fall, da erfüllte der Mund
     Sich, gräßlich zu sagen! mit Asche.

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          Aber die schönsten

          Sie kommen daher;
          Was tragen sie nur?
          Stufen zum Thron,
          Teppich und Sitz,

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          Umhang und zelt-

          artigen Schmuck,

          Ueber überwallt er,
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Johann Wolfgang von Goethe: Faust - Der Tragödie zweiter Teil. Tübingen 1832, Seite 209. Digitale Volltext-Ausgabe bei Wikisource, URL: https://de.wikisource.org/w/index.php?title=Seite:Faust_II_(Goethe)_209.jpg&oldid=- (Version vom 31.7.2018)