Seite:Faust II (Goethe) 215.jpg

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     Wir schauten, – eilig war die Schau;

     Der griff die allerschönste Frau,

9295
     Der griff den Stier von festem Tritt,

     Die Pferde mußten alle mit.

     Ich aber liebte zu erspähn
     Das Seltenste was man gesehn,
     Und was ein andrer auch besaß,

9300
     Das war für mich gedörrtes Gras.


     Den Schätzen war ich auf der Spur,
     Den scharfen Blicken folgt’ ich nur,
     In alle Taschen blickt’ ich ein,
     Durchsichtig war mir jeder Schrein.

9305
     Und Haufen Goldes waren mein,

     Am herrlichsten der Edelstein:
     Nun der Smaragd allein verdient
     Daß er an deinem Herzen grünt.

     Nun schwanke zwischen Ohr und Mund

9310
     Das Tropfeney aus Meeresgrund;

     Rubinen werden gar verscheucht,
     Das Wangenroth sie niederbleicht.

     Und so den allergrößten Schatz
     Versetz’ ich hier auf deinen Platz,

9315
     Zu deinen Füßen sey gebracht
     Die Ernte mancher blutigen Schlacht.
Empfohlene Zitierweise:
Johann Wolfgang von Goethe: Faust - Der Tragödie zweiter Teil. Tübingen 1832, Seite 215. Digitale Volltext-Ausgabe bei Wikisource, URL: https://de.wikisource.org/w/index.php?title=Seite:Faust_II_(Goethe)_215.jpg&oldid=- (Version vom 31.7.2018)