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Pater Seraphicus

(mittlere Region).

11890
Welch ein Morgenwölkchen schwebet

Durch der Tannen schwankend Haar!
Ahn’ ich was im Innern lebet?
Es ist junge Geisterschaar.

Chor seliger Knaben.
Sag’ uns, Vater, wo wir wallen,

11895
Sag’ uns, Guter, wer wir sind?

Glücklich sind wir, allen allen
Ist das Daseyn so gelind.

Pater Seraphicus.
Knaben! Mitternachts Geborne,
Halb erschlossen Geist und Sinn,

11900
Für die Eltern gleich Verlorne,

Für die Engel zum Gewinn.
Daß ein Liebender zugegen
Fühlt ihr wohl, so naht euch nur;
Doch von schroffen Erdewegen

11905
Glückliche! habt ihr keine Spur.

Steigt herab in meiner Augen
Welt- und erdgemäß Organ,
Könnt sie als die euern brauchen,
Schaut euch diese Gegend an.
(Er nimmt sie in sich.)

11910
Das sind Bäume, das sind Felsen,[1]

Wasserstrom, der abestürzt
Und mit ungeheurem Wälzen

Sich den steilen Weg verkürzt.

Anmerkungen (Wikisource)

  1. Vorlage: Felseu
Empfohlene Zitierweise:
Johann Wolfgang von Goethe: Faust - Der Tragödie zweiter Teil. Tübingen 1832, Seite 335. Digitale Volltext-Ausgabe bei Wikisource, URL: https://de.wikisource.org/w/index.php?title=Seite:Faust_II_(Goethe)_335.jpg&oldid=- (Version vom 31.7.2018)