Seite:Flach Der deutsche Professor.djvu/190

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Spaziergang machen oder ein Kneiplokal besuchen. Es ist aber nicht ungewöhnlich, besonders im Sommer, einige Stiftler schon um 8 Uhr früh beim Bier sitzen zu sehn.

Aber noch in andern Beziehungen ist der Stiftszwang weitreichender, als es beim Berliner Institut der Fall ist, wenn auch in beiden Instituten das Schwänzen der Vorlesungen mit Verweisen, und wenn Verweise fruchtlos gewesen sind, mit Relegation bestraft wird. Nicht nur werden die Zöglinge auch in ihren Stuben durch die dazwischen liegenden eingestreuten Zimmer der Repetenten überwacht, sondern es findet auch ein Zwang statt für Vorlesungen, welche nicht zum eigentlichen Lehrplan der Theologen und Philologen gehören, ganz besonders für philosophische Vorlesungen, welche die ersten zwei Studienjahre beinahe ganz in Anspruch nehmen, da nicht weniger als fünf grosse philosophische Vorlesungen verlangt werden, darunter Logik, Psychologie, Ethik, Religionsgeschichte.

So wenig wir nun verkennen wollen, dass dieses Studium der Philosophie am meisten dazu beigetragen habe, die württembergischen Theologen überall geachtet zu machen, und die epochemachende kritische schwäbische Theologenschule hervorzurufen, besonders in jener Zeit, in welcher das theologische Studium in Norddeutschland arg darniederlag und die Ausbildung der dortigen Theologen als eine ungenügende bezeichnet werden musste, so allgemein

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Hans Flach: Der deutsche Professor der Gegenwart. Leipzig 1886, Seite 182. Digitale Volltext-Ausgabe bei Wikisource, URL: https://de.wikisource.org/w/index.php?title=Seite:Flach_Der_deutsche_Professor.djvu/190&oldid=- (Version vom 18.8.2016)